Full text: [Teil 2 (Oberstufe), [Schülerband]] (Teil 2 (Oberstufe), [Schülerband])

— 63 — 
17. „„Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht 
ein Retter willkommen erscheinen, 
so soll mich der Tod ihm vereinen. 
Des rühme der blut'ge Tyrann sich nicht, 
daß der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht; 
er schlachte der Opfer zweie, 
und glaube an Liebe und Treuen? 
18. Und die Sonne geht unter, da steht er am Thor 
und sieht das Kreuz schon erhöhet, 
das die Menge gaffend umstehet; 
an dem Seile schon zieht man den Freund empor, 
da zertrennt er gewaltig den dichten Chor: 
„Mich, Henker!“ rusft er, „erwürget, 
da biu ich, für den er gebürget!“ 
19. Und Erstaunen ergreifet das Volk umher; 
in den Armen liegen sich beide 
und weinen vor Schmerzen und Freude. 
Da sieht man kein Auge thränenleer. 
Und zum Könige bringt man die Wundermär'; 
der fuͤhlt ein menschliches Rühren, 
läßt schnell vor den Thron sie führen. 
20. Und blicket sie lange verwundert an. 
Drauf spricht er: „Es ist Euch gelungen, 
ihr habt das Herz mir bezwungen; 
und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn; 
so nehmt auch mich zum Genossen an; 
ich sei, gewährt mir die Bitte, 
in eurem Bunde der dritte“. 
Fr. v. Schiller. 
b) „Wie schön und lieblĩch jst's, wenn Brüder in Eintracht 
beissammen wohnen!“ 
56. Maley und Malone. 
Auf einer Insel im Meere Erst trieben sie zusammen; 
da lebten der Hirten zwei: doch wie im Kriege ging's: 
der eine hieß Malone, der wollte rechts hin treiben, 
der andeke hieß Maley. der trieb dann wieder links! 
Sie hatten eine Herde 
von Schafen beid' ererbt: 
die Erbschaft hat Malonen 
so wie Maley'n verderbt. 
Und endlich kam's zum Terlen, 
da blieb zuletzt ein Schaf: 
der Zank um dieses brachte 
sie erst um Ruh und Schlaf!
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.