Full text: [Teil 2 (Oberstufe), [Schülerband]] (Teil 2 (Oberstufe), [Schülerband])

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13. Und als es kam zum Wandern, 
ging jeder in zornigem Mut, 
sah keiner nach dem andern, 
und waren sich jüngst so gut. 
14. Ihr Brüder, merkt das eine 
bei dieser schlimmen Fahrt: 
„Zankt, wenn ihr sitzt beim Weine, 
nicht um des Kaisers Bart!“ 
Emanuel Geibel. 
58. Der Prozeß. 
Ja, ja, Prozesse müssen sein! Gesetzt, sie wären nicht auf Erden, 
wie könnte da das Mein und Dein bestimmet und entschieden werden? 
Das Streiten lehrt uns die Natur; drum, Bruder recht' und streite 
nur. Du siehst, man will dich übertäuben; doch gieb nicht nach, setz 
alles auf und laß dem Handel seinen Lauf. Denn Recht muß doch 
Recht bleiben. 
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„Was sprecht Ihr, Nachbar, dieser Rain, der sollte, meint Ihr, 
Euer sein? Nein, er gehört zu meinen Hufen.“ 
„„Nicht doch, Gevatter, nicht, Ihr irrt; ich will Euch zwanzig 
Zeugen rufen, von denen jeder sagen wird, daß lange vor der Schweden— 
zeit — — 
„Gevatter, Ihr seid nicht gescheit! Versteht Ihr mich? Ich will's 
Euch lehren, daß Rain und Gras mir zugehören. Ich will nicht eher 
sanfte ruhn; das Recht, das soll den Ausspruch thun.“ So sagte Kunz, 
schlägt in die Hand und rückt den spitzen Hut die Quere; „ja eh' ich 
diesen Rain entbehre, so meid' ich lieber Gut und Land.“ 
Der Zorn bringt ihn zu schnellen Schritten, er eilet nach der nahen 
Stadt. Allein Herr Glimpf, sein Advokat, war kurz zuvor ins Amt 
geritten. Er läuft und holt Herrn Glimpfen ein. „Wie,“ sprecht ihr, 
„soll das möglich sein?“ Kunz war zu Fuß und Glimpf zu Pferde. 
So glaubt ihr, daß ich lügen werde? Ich bitt' euch, stellt das Reden ein; 
sonst werd' ich, diesen Schimpf zu rächen, gleich selber mit Herrn 
Glimpfen sprechen, 
Ich sag' es noch einmal, Kunz holt Herrn Glimpfen ein, greift in 
den Zaum und grüßt Herrn Glimpfen. „Herr!“ fängt er ganz erbittert 
an, „mein Nachbar, der infame Mann, der Schelm, ich will ihn zwar 
nicht schimpfen, der, denkt nur! spricht: Der schmale Rain, der zwischen 
unsern Feldern liegt, der, spricht der Narr, der wäre sein. Allein den 
will ich sehn, der mich darum betrüget.“ „Herr,“ fuhr er fort, „Herr, 
meine beste Kuh, sechs Scheffel Hafer noch dazu (hier wieherte das Pferd 
vor Freuden); o, dient mir wider ihn und helft die Sach' entscheiden.“ 
„Kein Mensch,“ versetzt Herr Glimpf, „dient freudiger als ich. Der 
Nachbar hat nichts einzuwenden, Ihr habt das größte Recht in Händen; 
Lesebuch f. jüd. Schulen. II. 
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