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der eine krank wurde und starb, grämten sich die zwei andern so sehr
darüber, daß sie auch krank wurden und bald starben. Da wurden
sie, weil sie so geschickt gewesen waren und sich so liebgehabt hatten,
alle drei zusammen in ein Grab gelegt. Jakob und Wilhelm Grimm.
193. Das Märchen vom Schlaraffenland.
Hört zu, ich will euch von einem guten Lande sagen, dahin würde
mancher auswandern, wenn er wüßte, wo es läge. Diese schöne
Gegend heißt Schlaraffenland. Da sind die Häuser gedeckt mit Eier—
fladen, die Türen und die Wände sind von Lebkuchen und die Balken
z von Schweinebraten. Was man bei uns für ein Goldstück kauft,
kostet dort nur einen Pfennig. Um jedes Haus steht ein Zaun, der
ist von Bratwürsten geflochten und von bayrischen Würstchen, die
sind teils auf dem Rost gebraten teils frisch gesotten, je nachdem sie
einer so oder so gern ißt. Alle Brunnen sind voll süßer Weine, die
10 rinnen einem nur so in den Mund hinein, wenn man ihn an die
Röhren hält. Auf den Birken und Weiden, da wachsen die Wecken
frisch gebacken, und unter den Bäumen fließen Milchbäche. In diese
fallen die Wecken hinein und weichen sich selbst ein für die, so sie
gern einbrocken. Das ist etwas für Weiber und für Kinder, für Knechte
16 und Mägde.
Die Fische schwimmen in dem Schlaraffenland oben auf dem
Wasser, sind auch schon gebacken oder gesotten und schwimmen ganz
nahe am Gestade. Wenn aber einer gar zu faul ist und ein echter
Schlaraff, der darf nur bst! bst! rufen, so kommen die Fische auch
20 heraus aufs Land spaziert und hüpfen dem guten Schlaraffen in
die Hand, daß er sich nicht zu bücken braucht.
Das könnt ihr glauben, daß die Vögel dort gebraten in der
Luft herumfliegen, Gänse und Enten, Tauben und Hühner. Und
wem es zu viel Mühe macht, die Hand danach auszustrecken, dem
25 fliegen sie schnurstracks in den Mund hinein. Die Spanferkel geraten
dort alle Jahre überaus trefflich. Sie laufen gebraten umher, und
jedes trägt ein Messer im Rücken, damit, wer da will, sich ein frisches,
saftiges Stück abschneiden kann.