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brãchte. Als sie nun vor ihn kam, sprach er: „Läebe Frau, seid
so gut, und sagt mir, wie es kommt, dals Euer Name immer
an der Hochpforte des Münsters steht. Ieh dachte doch, ich
hätte es allein erbauen lassen; indes scheint das nieht der Fall
zu sein. Sagt mir also, habt Ihr je 2u dem Münster beigesteuert?
Sagt es mir offen, es soll Luch darum nichts zuleide geschehen.“
Da sprach die alte Frau: „Nehmt's niebt ungnãdig, Herr RKaiser!
leh bin eine arme, alte Frau und muls mein tägliches Brot durch
Spinnen verdienen. Ich hätte aber doch gern zu dem Gotteshause
gesteuert, wenn Ibr es nicht verboten bättet. Indes Lonnte ich
es doch nieht über mein Herz bringen, gar nichts zu tun. Da
kaufte ich ein paar Pfund Heu und streute es den Pferden, welche
die Steine herbeizogen.“
Als das der Raiser hörte, sah er wohl, das Opfer der armen
EFrau sei Gott wohlgefälliger gewesen, als all sein Aufwand, und
er nahm sich vor, ibren Namen ruhig stehen zu lassen. Sobald
er sieh so bedacht hatte, verschwand der Name der alten Frau,
und dafür stand am folgenden Morgen mit grossen goldenen
Buohbstaben sein Name wieder an der Hochpforte des Münstors.
dimrock.
125. Das blinde Roß.
Vor langen, langen Jahren lebte in der alten Stadt Vineta ein
reicher Kaufmann, der mehrere Schiffe zur See hatte und viele Waren
kaufte und verkaufte. Alles in seinem Hause sah prächtig aus. Die
Wände waren mit Tapeten beklebt, die Fußböden mit Teppichen be
legt, und Herr und Frau gingen in lauter Sammet und Seide. Im
Stalle standen vier Füchse für die Kutsche und ein Schimmel zum
Reiten. Dieser Schimmel war das schnellste Pferd in ganz Vineta,
und Usedom, so hieß der Kaufmann, nannte ihn nur seinen lieben
Spring⸗ in⸗den⸗Wind. Eines Tages ritt Usedom in einen Wald, um
zu sehen, ob seine Waren noch nicht ankämen, die er erwartete.
Plötzlich sprangen sechs Räuber auf ihn zu, und hätte nicht der
Schimmel durch seine Blitzesschnelle den Herrn gerettet, nimmer würde
er Vineta wiedergesehen haben. Denn der eine Räuber hatte schon
den Zaum des Pferdes ergriffen, und der andere hielt eine große
Stange vor, über die aber der S chimmel wegsetzte.
UÜber und über war derselbe mit Schaum bedeckt, als er seinen
Herrn nach Vineta zuruckbrachte, und dieser nahm sich vor, ihn nie zu