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er ihn herab, und der Fuß des Kleinen sank in den lockern Grund.
Er dachte nicht, daß er dadurch der Lerche ein Sommerhäuschen be—
reitete, ein bequemes Plätzchen fürs Nest, für die Eier und Jungen.
In dieses Grübchen haben die munteren Vögel dann dürre Halme vom
Feldrain, welke Grasblättchen des Wiesenrandes, Fasern vom Wege
und verlorene Federn getragen und sich so ein weiches Nest bereitet.
Auch der Pelz des Hasen muß dazu manches Härchen liefern, das ihm
bei dem Wechsel des Winterrockes ausfiel.
Emsig durchstreifen die beiden Vöglein die Flur. Jede Scholle
wird sorgsam gemustert, jedes Körnchen geprüft. Da liegt ein solches
von Rübsamen unbedeckt, dort eins vom Feldmohn. Hier schaut ein
Würmchen neugierig hervor, dort sprossen saftige Keimblättchen, die
vergangenen Herbst bereits trieben. Das gibt ein leckeres Früh—
stück; zahlreichere Gerichte kann nicht leicht jemand auf seiner Tafel
haben.
Wochen vergehen. Die Tage sind länger geworden, die Sonne
scheint wärmer, die Saat treibt höher. Frau Lerche sitzt auf den
rötlich⸗weißen Eiern, die mit grauen Punkten und Strichen geziert sind,
als seien sie aus buntem Marmor gearbeitet. Wieder einige Tage ver—
gehen, da piepen im Nestchen die Jungen, und beide Alten haben vom
frühen Morgen bis zum späten Abend vollauf zu tun, um ihnen die
hungrigen Schnäbel zu stopfen.
Im Sommer, wenn die Feldblumen erblühen und die Ähren reifen,
ist gute Zeit für die Vöglein. Ein umgeknickter Mohnstengel mit
reifem Köpfchen wird für die ausgeflogenen jungen Lerchen zum Fest—
schmause; das Hirsenfeld ist ein wohlgedeckter Tisch. Wie fleißig wird
da Jagd gehalten! Sowie sich eine Fliege zur Erde setzt, schnappt
die Lerche sie weg, und wo sich ein Würmchen sehen läßt, ist es
verloren.
Endlich kommt der Herbst, da brechen die Lerchen auf nach dem
Süden. Ihr lieben Vöglein, hütet euch ja vor den Klauen des
Sperbers und den Netzen des Vogelstellers!
Wagner.
8. Der Kuckuck.
Der Kuckuck sprach mit einem Star,
der aus der Stadt entfloben war.
„MNas spricht man,“ fing er an zu sehreien,
„wVas spricht man in der Stadt von unsern Melodeien?