II.
228. Sankt Korbinian und der Bär.
Lesebuch von mehreren Volksschullehrern.
Da zieht vom rauschenden Donaustrand
Korbinian fort in das welsche Land.
Er reiset sicher, er wandert froh;
treu läßt ihn geleiten Fürst Theodo*).
Nun ging es hinan, wo niederschau'n
die Berge und wecken ein Gottesgraun
Mit riesigem Arm umfängt sie der Wald,
und die Nacht wird finster und feucht und kalt,
und frostige Luft streicht über den Plan,
wo lagern und ruhen Roß und Mann.
Doch kaum umzittert die Höhen das Licht,
mit Macht ein Bär aus der Wildnis bricht.
Er tötet zornig des Heiligen Tier;
die Recken selber erbeben schier.
Da tritt ihm nahe der Gottesmann,
bezwingt sein Wüten mit strengem Bann.
Als sei es zu Ehren und hoher Zier,
gebeut er zu tragen, was trug das Tier.
Und bis ins heiße Welschland hinein
des Waldes König ihm diente fein.
In allen Landen rings umher
ward kund die wunderbare Mär;
und Freising, Sankt Korbinians Stadt,
den Bären noch heut im Wappen hat.
Theodo U.