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81. Der Hase und der Zuchs.
Ein Hase und ein Fuchs reisten beide mit einander. Es war Winters⸗
zeit; es grünte kein Kraut, und auf dem Felde kroch weder Maus noch
Laus. „Das ist ein hungriges Wetter,“ sprach der Fuchs zum Hasen,
„mir schnurren alle Gedärme zusammen.“ — „Ja wohl,“ antwortete der
Hase. „Es ist überall Dürrhof, und ich möchte meine eigenen Löffel
fressen, wenn ich damit ins Maul langen könnte.“
So hungrig trabten sie mit einander fort. Da sahen sie von weitem
ein Bauernmädchen kommen; das trug einen Handkorb, und aus dem
Korbe kam dem Fuchse und dem Hasen ein angenehmer Geruch ent⸗
gegen, der Geruch von frischen Semmeln. „Weißt du was?“ sprach
der Fuchs, „lege dich der Länge lang hin und stelle dich tot! Das
Mädchen wird seinen Korb hinstellen und dich aufheben wollen, um
deinen armen Balg zu gewinnen, denn Hasenbälge geben Handschuhe;
derweilen erwische ich den Semmelkorb, uns zum Troste.“
Der Hase that nach des Fuchses Rate, fiel hin und stellte sich tot,
und der Fuchs duckte sich hinter eine Windwehe von Schnee. Das
Mädchen kam, sah den frischen Hasen, der alle Viere von sich streckte,
stellte richtig ihren Korb hin und bückte sich nach dem Hasen. Jetzt
wischte der Fuchs hervor, erschnappte den Korb und strich damit
querfeldein. Gleich war der Hase lebendig und folgte eilend seinem
Begleiter. Dieser aber stand gar nicht still und machte keine Miene,
die Semmeln zu teilen, sondern ließ merken, daß er sie allein fressen
wollte.
Das vermerkte der Hase sehr übel. Als sie nun in die Nähe eines
kleinen Weihers kamen, sprach der Hase zum Fuchse: „Wie wäre es,
wenn wir uns eine Mahlzeit Fische verschafften? Wir haben dann Fische
und Weißbrot wie die großen Herren. Hänge deinen Schwanz ein
wenig ins Wasser, so werden die Fische, die jetzt auch nicht viel zu
beißen haben, sich daran hängen. Eile aber, ehe der Weiher zu⸗
friert!“
Das leuchtete dem Fuchse ein; er ging hin an den Weiher, der eben
zufrieren wollte, und hing seinen Schwanz hinein, und in einer kleinen
Weile war der Schwanz des Fuchses fest angefroren. Da nahm der
Hase den Semmelkorb, fraß die Semmeln vor des Fuchses Augen ganz
gemächlich, eine nach der anderen, und sagte zum Fuchse: „Warte nur,
bis es auftaut, warte nur bis ins Frühjahr, warte nur, bis es auf⸗
taut!“ und lief davon; und der Fuchs bellte ihm nach wie ein böser
Hund an der Kette. Bechstein.