Full text: Lesebuch für Mittelklassen

432. Der Slar. 
1. Der Star hat sich bei alt und jung Liebe erworben. Dies 
verdankt er zum Teil seinem schönen Gefieder. Das Schwarz der 
Federn schillert violett und goldgrün, und hellere Flecken und silber— 
glänzende Federspitzen heben sich von dem dunkeln Grunde ab. Nur 
das Weibchen ist weniger glänzend gefürbt. Aber weit mehr als 
wegen seines schönen Kleides ist der Star deshalb gern gesehen, weil 
sein Erscheinen den Beginn des Fruhlings verkündet. Er war näm⸗ 
lich den Winter über nicht bei uns, sondern hielt sich in Südeuropa 
auf; einige bleiben auch in Suddeutschland und erscheinen oft schon 
im Februar wieder in Norddeuschland. Beliebt ist der Star auch 
wegen seiner Anhänglichkeit an die Menschen. Er benutzt gern die 
Holzkäsichen, welche diese an Häusern, in Gärten auf Baumen oder 
hohen Slangen anbringen, als Wohnung; nur darf das Schlupfloch 
die Größe eines Thalers nicht übersteigen, weil sonst größere Vögel 
oder Eichhörnchen durch dasselbe dringen und seinen Jungen gefährlich 
werden könnten. 
2. Dankbar vergilt der Star die ihm gewidmete Sorgfalt durch 
fröhlichen Gesang. Die Ergohlichkeit desselben wird besonders da⸗ 
durch erhöht, daß der Star alles achzuahmen sucht, was er in der 
Umgegend vernimmt, den Gesang anderer Vogel, das Gackern der 
Hühner, ja selbst das Quaken der Irbsche oder das Klappern der 
Mühle. Ferner sehen wir auch gern dem munteren Treiben zu das 
die Stare sogleich nach ihrer Anlunft entfalten. Sie betrachten den 
Slarkasten von allen Seiten, setzen sich bald auf denselben bald 
kriechen sie hinein und wieder heraus, um zu sehen, ob er als Woh⸗ 
nung für sie passend sei. Asdann tragen sie Stroh Heu, Federn, 
Wolle und andere Gegenstände, welche sie in der Nähe menschlicher 
Wohnungen finden zusammen und beginnen den Bau eines Nestes. 
Zweimal im Jahre legen sie in dasselbe mehrere schön glänzende, 
chtblaue Eier fast von der Große eines Taubeneies. Geduldig sitt 
das Weibchen auf dem Neste, um durch die Wärme seines Körpers 
e asubriten. Das Männchen bewacht es während der Brut⸗ 
zeit, trägt ihm Nahrung zu Und Unterhält es durch Singen. Die 
ausgekrochenen jungen Vögel sind munter, wenn sie gleich noch nackt 
und unbeholfen sind. Bis zu der Zeit, in welcher sie geschickt genug 
sind, selbst nach Nahrung ausfliegen zu können, wird ihnen dieselbe 
hon den Alten in kurzen Zwischenräumen gebracht. Diese laufen auf 
Wiesen und Feldern umher, um mit dem langen, geraden Schnabel 
zwischen Grasblättern Ind Laub versteckte kleine Tiere hervorzuholen. 
Vlelet die nächste Umgebung nicht Futter genug, dann durchstreichen 
se in schnellem Fluge weithin die Gegend. Große Mengen lästiger
	        
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