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wiederum in mehrere Unterabteilungen zerfallen. Die Hellen Sorten
sind die am meisten geschätzten. ^ Matheus.
105. Wie der Bernstein entstanden ist.
Vor vielen, vielen tausend Jahren sah es bei uns gar anders
aus als heute. Wenn auch weite Landstrecken mit Nadelwald
dicht bedeckt waren, so zeigte sich schon das Herannahen einer neuen
Erdperiode. Eichen, Buchen, Weiden, Magnolien und Palmen hatten
die Schachtelhalme und Farrenbäume verdrängt und machten nun
auch dem Nadelholz den Platz streitig. Bedeutend wärmer war
es damals in der gemäßigten Zone, denn sogar Grönland trug
einen Pflanzenschmuck, wie wir ihn heute nur im lichten Süden
wiederfinden. Seit jener Zeit der Kreideformation steht es schlecht
mit unseren Nadelbäumen; sie sind dem Untergang geweiht. Nicht
nur ihre Anzahl, sondern auch die Arten nehmen nach und nach
ab, und Bäume, die in jenem fernen Zeitalter große Waldbestände
ausmachten, die auch zu Beginn unserer Zeitrechnung in unseren
Wäldern noch häufig zu finden waren — so berichten alte Sagen
und auch schriftliche Überlieferungen — sind heute große Selten¬
heiten geworden. Zu jener Zeit hatte auch die Südküste Schwedens
ein anderes Aussehen als heute. Das Land zeigte eine Vege¬
tation, wie sie heute in ganz Europa nicht mehr anzutreffen ist.
Nur in Finland wächst heute noch die Vernsteinkiefer. Sie ist
eine nahe Verwandte der Fichte — wir nennen sie auch wohl Rot¬
oder Pechtanne — die uns zur Zeit der winterlichen Sonnenwende
im Lichterglanz erfreut. Uralt können diese Bäume werden, und
im Vöhmerwalde stehen Stämme, welche schon seit 700 oder 800
Jahren ihre Äste dem Sturm und Wetter entgegenstrecken. Durch
ihren Harzreichtum sind die Bäume schon von alters her sehr geschätzt.
Die heutigen Gelehrten sind der Ansicht, daß die Abscheidung
von Harzen und ätherischen Ölen einen krankheitsähnlichen Zustand
der Pflanzen bedeute; vielleicht sind es auch Krankheiten, die sogar
erblich sind. Der dicke honigartige Balsam, der aus Verletzungen
der Nadelbäume heraustritt, ist heute als Terpentin im Handel.
Man schlägt die Bäume an, um das wertvolle Produkt zu ge¬
winnen, welches sich in Harzgängen in der Nähe der Rinde ab¬
scheidet. Aus dem Terpentin gewinnt man heute durch Destillation
das Terpentinöl, während ein sprödes Harz (amerikanisches Harz,
Fichtenharz) unter der Bezeichnung Kolophonium zurückbleibt.
Wie es gekommen ist, daß damals in der Kreidezeit die Bern¬
steinkiefern so große Mengen Balsam von sich gaben, ist heute
wohl nicht mehr aufzuklären, soviel aber steht fest, daß die Bäume
den Balsam nur durch schwere Verletzungen verlieren. Durch irgend¬
welche Umstände sind die Harzmassen der einzelnen Bäume nun