Full text: Die Geschichte des Mittelalters (Bd. 2)

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Vierter Zeitraum des Mittelalters: 1273—1492. 
Adler in rother Standarte, sich blicken ließ, strömte das bewaffnete Volk 
fchaarenweise herbei, führte ihn im Triumphe in die von den Osmanen fast 
ganz verlassenen Städte und Dörfer ein und feierte ihn als Herrn und Be¬ 
freier des Landes. Mit nur 15,000 Mann schlug er ein osmanisches Heer 
(unter Ali Pascha) von 40,000 Mann, deren Hälfte als Leichen das Schlacht¬ 
feld deckten. Ja, als Murad 1449 unter eigener Führung mit einem Heere 
von mehr als 120,000 Mann gegen Albanien vorrückte, besiegte Skanderbeg 
mit nur 5000 Mann den Vortrab desselben, der aus 40,000 Mann leichter 
Reiterei bestand, worauf der Sultan nach Adrianopel zurückkehrte. Aber 
im folgenden Jahre (1450) kam dieser mit noch größerer Macht (160,000 
Mann) und einem endlosen Zuge von schwerem Geschütz und Belagerungs¬ 
maschinen jeder Art abermals nach Albanien, um Kroja zu nehmen; doch 
Skanderbeg vertheidigte die Stadt so trefflich, daß der Sultan im fünften 
Monate der Belagerung, krank und lebensmüde, abzog. Auch im Auslande, 
namentlich in den Staaten, welche sich von den Osmanen am meisten bedroht 
glaubten, erregte die Kunde von diesem Ausgange des Krieges in Albanien 
Bewunderung und Jubel. Von allen Seiten, aus aller Herren Länder 
trafen Gesandte ein, um Skanderbeg Glück zu wünschen und ihn zu ermun¬ 
tern zu muthiger Ausdauer bei der Fortsetzung dieses Kampfes für die Sache 
der Christenheit. Daß Sultan Murad seine Waffen gleich im nächsten Jahre 
abermals gegen Albanien kehren werde, war damals eine leicht begreifliche 
Besorgniß, die nur durch seinen bald darauf erfolgten unerwarteten Tod 
vorläufig gehoben werden konnte. 
Die 30jährige Regierung Murad's II. ist eine der wichtigsten Epochen 
für die Geschichte des osmanischen Reiches in Europa. Die materielle Er¬ 
weiterung desselben durch bleibende Eroberungen in den drei Hauptrichtun¬ 
gen gegen Süden, Westen und Norden, d. h. in Griechenland, Albanien 
und Ungarn, war zwar verhältnißmäßig nicht bedeutend, aber die beiden 
Siege bei Varna und Kossowa können vielleicht als die entscheidendsten Mo¬ 
mente für die weltgeschichtliche Entwicklung des Reiches betrachtet werden; 
denn durch sie offenbarte sich die Nichtigkeit der vereinten Bestrebungen 
der christlichen Welt gegen diesen ihren gewaltigsten Feind ant meisten. 
Mohammed II. (1451 — 1481). Obgleich Murad II. in seinem Testa¬ 
mente den Wunsch ausgesprochen hatte, daß sein Sohn sobald als möglich 
Eonstantinopel erobern und dem Schatten des Kaiserreiches vollends ein 
Ende machen möge, so erklärte doch Mohammed II. dem Kaiser Konstantin, 
daß er sich zeitlebens nie an der Hauptstadt noch an den übrigen Besitzun¬ 
gen des Kaisers vergreifen wolle, wahrscheinlich, um den asiatischen Ver¬ 
hältnissen seine ganze Aufmerksamkeit zu widmen. Aber kaum hatte Moham¬ 
med den Kern seines Heeres nach Asien geschickt, um Karantan zu be¬ 
kämpfen, als die ohnmächtige Verblendung Eonstantin's ihn veranlaßte, 
gegen den Sultan mit drohenden Forderungen aufzutreten (Verdoppelung
	        
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