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Geschichte der alten Welt. 
§. 262. 
Handwerker durch Errichtung stattlicher Gebäude, Paläste, Tempel und Thermen; 
er begünstigte Wissenschaft und Bildung. Aber sein ganzes Thun trug den Stempel 
kaiserlicher Willkür und Gewaltherrschaft. Die Festsetzung eines höchsten Markt¬ 
preises (Maximum) für alle Lebensmittel war ein unerträglicher Eingriff in 
das Eigenthumsrecht. Ein Mann von gewaltiger Kraft und Majestät, und nicht 
frei von einem Anflug religiöser Schwärmerei für die heidnische Götterwelt, 
wollte Diocletian seinem Volke selbst als Gott, als olympischer Jupiter er¬ 
scheinen, in welcher Gestalt er einst im heiligen Haine bei Antiochia den Vor¬ 
sitz bei den Festspielen führte. Die alte Reichsreligion, die so innig mit dem 
ganzen Staatsorganismus verflochten war und als deren Hüter er sich ansah, 
sollte wieder den frühern Glanz erhalten und das mächtig anstrebende Christen¬ 
thum, das so manche Hebel in den altrömischen heidnischen Staatsbau einsetzte, 
unterdrückt werden. War er schon durch seine eigene Natur und Anschauungs¬ 
weise zu einem Schlag gegen die neue Religionsgenossenschaft angelegt, so führte 
ein Brand im Kaiserpalast, der den Christen zugeschrieben ward und auf eine 
Verschwörung hinzuweisen schien, den Vorsatz zur That. Auch wird ge¬ 
meldet, daß der finstere Galerins und die Priesterschaft den Kaiser zur Erlas¬ 
sung der feindseligen Edikte gereizt haben. Indem sich aber Diocletian verleiten 
80S-"30°- ließ, eine blutige Christenverfolgung zu verhängen, um der morsch gewordenen 
heidnischen Religion das alte Ansehen zurückzugeben, oder um einem 
beabsichtigten oder versuchten Aufstande der Christen in Kleinasien zu begegnen, 
verkümmerte er sich den Abend seines thatenreichen Lebens und heftete seinem 
Namen und seiner Regierung einen ewigen Schandfleck an. Noch wüthete das 
Schwert der Verfolgung unter den Bekennern des gekreuzigten Christus, als 
Diocletian, nachdem er zur Feier seiner zwanzigjährigen Regierung gemein» 
303. schaftlich mit Maximian den letzten Triumph in Rom gehalten, in einem 
305• feierlichen Abdankungsakte dem Throne entsagte, um in ländlicher Stille zu Sa¬ 
lon a in Dalmatien das Ende seiner Tage zu verleben und über der An¬ 
ordnung seiner Paläste und Gärten das Treiben der Welt zu vergessen. Dort 
im alten Heimathlande hatte er sich eine großartige Wohnstätte bereiten lassen 
mit herrlichen Anlagen, Tempeln, Säulengängen, Hallen und Gemächern in 
solchem Umfang, daß die heutige Stadt Spalatro Raum in den Ruinen 
des „Palastes" gefunden hat. Aber die Stürme, die bald über das Reich 
hereinbrachen, störten auch noch seine Ruhe. Seine Gattin und seine Tochter 
starben nach langer unwürdiger Haft und elendem Umherirren in Thessalonich 
auf Licinius' Befehl durch Mörderhand, und er selbst hat vielleicht durch eigene 
Hand sein Leben verkürzt, um schimpflichen Mißhandlungen zu entgehen. 
Aufstände. Maximian hatte anfangs seine Residenz in Trier oder ArleS, um die west¬ 
lichen Provinzen gegen die innern und äußern Feinde zu beschützen. In Gallien erhoben sich 
die durch den Druck der Edelleute und der Priesterschaft zur Verzweiflung gebrachten Bauern und 
Colonen (Kleinpächter) wider ihre Dränger und führten, mit Sklaven, Taglöhnern und Land¬ 
streichern verstärkt und in Bagauden d. t. Banden vereinigt, einen furchtbaren, verheerenden 
813- Krieg, der das Land in seinen innern Grundfesten erschütterte und selbst durch die römische Kriegs¬ 
kunst nicht beendigt werden konnte. „Mit den Ackerwerkzeugen bewaffnet, auf ihren Ackerpferden 
beritten, durchzogen sie das flache Land, nicht nur um für ihren Hunger zu sorgen, sondern um 
es in wahnsinniger Verzweiflung zu verwüsten. Dann bedrohten sie die Städte, wo ihnen oft 
ein plünderungssüchtiger, im Elend verkommener Pöbel die Thore öffnete." Unweit der Miin-
	        
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