A 18
Festklänge.
v
157. Morgen ist's Sonntag. Johanna Spyri.
b. Es blüh'n schon die Nelken 3. Am Werktag seufzt mancher
und die Rosen noch mehr, und hat's bös auf der Welt,
und morgen ist's Sonntag, aber morgen ist's Sonntag,
und das freut uns so sehr. da spaziert man ins Feld
Sechs Tage voll Arbeit, 4. Dann klingt's auf den Höhen,
müde Füß' und müde Händ', und es läutet im Tal,
aber morgen ist's Sonntag, ja, morgen ist's Sonntag,
da hat's Plagen ein End', drum freu dich einmal!
158. Ostern. ssturm.
. Es rauschen und klingen, 2. Was steht ihr und weinet,
es duften und singen um Gräber vereinet?
die Wipfel im Hain, Der Sieg ist errungen,
die Blumen am Rain, der Tod ist bezwungen,
die Bächlein in Klüften, der Stein ist gehoben,
die Vöglein in Lüften: es tönet von oben:
„Der Herr ist erstanden!“ „Der Herr ist erstanden!“
159. Ein Pfingststrauß. Fries
e Kinder zogen am Pfingstnachmittage scharenweise in
den Wald, um Blumen zu holen und sich an der
Herrlichkeit des Frühlings zu erfreuen.
Vor ihrer Hüttentür saß die blinde Liese in ihrem
Binsenstuhl; der Stock, an dem sie sich zurechttastete,
stand neben ihr. Sie war ganz allein zu Hause ge—
blieben, die andern aber gingen ihre Wege und wollten
Pfingsten feiern. Sie hatte keine Liebe, die arme
r den Leuten, bei denen sie in Kost und Pflege war,
eine Lagt; und wenn sie sich satt aß, mußte sie unfreundliche Worte
hören. Am Pfingstmorgen war sie in der Kirche gewesen und hatte
dort von der brüderlichen Liebe der ersten Pfingstgemeinde gehört:
keiner sagte von seinen Gütern, daß sie sein wären, und sie waren alle
ein Herz und eine Seele. Lieber Gott!“ dachte da die alte Liese,
„wenn das doch auch jetzt noch so wäre!“ Aber heute mittag hatten
die andern Gebratenes gegessen, ihr aber hatte man ein Schusselchen
mit Resten von gestern hingeschoben. Nun saß sie da vor der Tür und