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wollte von den leckern Sachen
einen guten Tag sich machen,
hat den Magen sieh verdorben,
wur' vor Schmerzen fast gestorben,
sitzt verdrieblich auf der Bank!
Miez ist krank! Miez ist krank!
60. Miez im Schuh.
Deutsche Jugend.
Nun hätt' das wärmste, weichste Bett
die gute Miez bekommen,
wenn nur der dumme Meister hätt'
das rechte Maß genommen.
Von Gold und Seide strotzt es schwer,
kein Fürst besitzt es feiner;
wenn es nur etwas weiter wär',
und Miez nur etwas kleiner!
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61. Das Kähtzchen und die Stricknadeln.
Bechstein.
Es war einmal eine arme Frau, die ging in den Wald, um Holz zu
lesen. Als sie mit ihrer Bürde auf dem Rückwege war, sah sie ein krankes
Kätzchen hinter einem Zaune liegen, das kläglich schrie. Die arme Frau
nahm es mitleidig in ihre Schürze und trug es nach Hause. Auf dem Wege
kamen ihre beiden Kinder ihr entgegen, und wie sie sahen, daß die Mutter 1
elwas trug, fragten sie: „Mutter, was trägst du?“ und wollten gleich das
Kätzchen haben; aber die mitleidige Frau gab den Kindern das Kätzchen nicht
aus Sorge, sie möchten es quälen, sondern sie legte es zu Hause auf alte
weiche Kleider und gab ihm Milch zu trinken. Als das Kätzchen sich gelabt
hatte und wieder gesund war, war es mit einem Male fort und verschwunden. 20
Nach einiger Zeit ging die arme Frau wieder in den Wald, und als sie mit
ihrer Bürde auf dem Rückwege wieder an der Stelle war, wo das kranke
Kätzchen gelegen hatte, da stand eine ganz vornehme Dame dort, winkte
der armen Frau und warf ihr fünf Stricknadeln in die Schürze. Die Frau
wußte nicht recht, was sie denken sollte, und es dünkte ihr diese absonder⸗ 25