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Stirne lief. Darüber wurde aber auch das Bäumchen zornig,
und da gerade hinter der Hecke ein grosser Ochse weidete,
riet es dem zu:
„Du Oechslein auf der Weide dort,
komm, jag mir doch die Kinder fort!
Und thust du den Gefallen mir,
geb’ ich die schönsten Blättchen dir.:
Als der Ochse das hörte, nahm er sogleich den Kopf
zwischen die Beine, streckte die Hörner vor sich her und
lief, ohne sich rechts oder links umzusehen, gerade auf die
Kinder zu. Glücklicherweise sahen sie ihn aber schon von
weitem daherkommen , liessen das Bäumchen los und spran-
gen mit lautem Schreien hinter den Zaun. Aber der Ochse
war einmal ins Laufen gekommen, dass er nieht mehr an-
halten konnte, und liet so gewaltig mit den Hörnern gegen
das Biumehen, dass er es um und um stiess. Da lag es
nun mit allen seinen Aepfeln, mit dem Pfeil und der
Peitsche – und war mausetodt.
Als der Ochse sah, was er angerichtet, blieb er stehen
und sah sich un. Erst machte er ein recht dummes Gesicht
dazu, so dumm, wie nur ein ganz dummer Ochse es machen
kann. Dann aber ting er ruhig an, von den Blättern des Bäum-
ehens zu schmausen. Aber das ging nicht so, wie er's wohl
dachte; denn der Vater der Knaben kam hinzu und band
ihn wieder an demselben Fleck an, wo er früher gestanden.
Nun krochen auch Hans und Franz hinter ihrem Zaune her-
vor und jammerten recht. als sie sahen, was der Ochse ge-
than hatte. Als ihnen der Vater aber einen anderen Apfel-
baum versprach, wurden sie wieder fröhlich und guter Dinge,
sangen und sprangen und schossen und spielten, dass es eine
Lust war.
Das todte Bäumchen ward darauf ih die Küche ge-
bracht, in Stiicke zerhackt – und musste nun mit. seinem
Holze den Kindern noch obenein eine Suppe kcchen.
Hätte es hübsch die Aepfel hergegeben, so ständ’'s noch
da, und ihr alle hättet'ss auch sehen können. U iat
einick.