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schöõn wie die Blüthen des Apfelbaumes; es ist eine Lust,
mich und meines Gleichen anzusehen! Kennst du etwas
Krãstigeres, als uns, du alter Weidenbaum?“
Und der Weidenbaum nickte mit dem Haupte, als
wollte er sagen: „Ja freilich kKenne ich etwase Aber
der Buchweizen strotzte vor Hochmuth und sagte: „Der
dumme Baum, er ist so alt, dass ihm Gras aus dem
Bauche wächst!“
Nun zog ein schreckliches Wetter herauf; alle Blu-
men des Eeldes falteten ihre Blätter, oder beugten ihre
Kõpfe, während der Sturm darüber hinfuhr, aber der
Buchweizen stand in seinem Stolze gerade aufgerichtet.
„Beuge dein Haupt, wie wir!“ sagten die Blumen.
„Das habe ich nicht nöthig!“ sagte der Buchweizen.
„Beuge dein Hanpt, wie wirl“ sagte das Korn, „nun
kommt der Sturmesengel geflsogen! Er hat Flügel, die
von der Molke bis zur Erde herunterreichen, er schlägt
dich nieder, ehe du ihn bitten kannst, dass er dir gnädig
seil „Nein, ich will mich nicht beugen,“ sagte der
Buchweizen.
„Schliesse deine Blumen und beuge deine Blätter!“
sagte der alte Weidenbaum, „sieh nicht in den Blitz
hinein, wenn die Wolke birst; selbst die Menschen dür-
fen das nicht wagen, denn im Blitze siebht man hinein
in Gottes Himmel, und der Anblick kann selbst den
Menschen blenden, wie wollte es uns Gewächsen der Erde
ergehen, wenn vir es wagten, wir, die wir so viel ge-
ringer sind!“
„Viel geringer?“ sagte der Brichweizen, „nun vwill
ich gerade in Gottes Himmel hineinsehen!“ Und das that
er in seinem Stolze und Uebermuth. Es war, als stände
die ganze Welt in Feuer und Flammen, so blitzte es.
Als das böse Wetter später vorbei war, standen
Blumen und Korn in der stillen, reinen Lust so erfrischt
vom Regen, aber der Buchweizen war vom Blitze kohl-
schwarz gebrannt, er war nur ein todtes, unnützes Kraut
auf dem helde.
Und der alte Weidenbaum bewegte seine Zweige
im Winde, und es sielen grosse Wassertropfen von den
grünen Blättern, als ob der Banm weinte. Und die
Sperlinge fragten: „Was weinst du denn, du alter Wei-
denbaum ?“