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sie hatten so fleißig gemäht das Gras,
es war jedwedem sein Stirnlein naß!
Und wie sie sich setzten, so bricht der Ast —
gesägt wie er war — von der vielen Last.
Sie purzeln herunter, und alles lacht;
da haben sie sich davon gemacht.
„O Himmel, wie bist du hoch überall,
wie groß ist die Untreu im Haslithal!“
So riefen sie aus und schrieen sehr:
„Einmal hierher und nimmermehr!“
August Kopisch.
95. Die Sperlinge unter dem Hute.
Ein ziemlich grober Bauernjunge namens Nichel hatte
Spatzen gefangen; und weil er nicht wuble, wohin damit, s0
that er sie in seinen Hut und stülpte diesen so auf den Kopf.
Man kann denken, was das für ein Getümmel auf dem Kopse
war. Nun begegnete ihm ein Fremder, der grüßte ihn freund-
lich und sprach ihn an: „Guter Freund, wo geht der Weg
hinaus?“ Weil aber der Mehel die Spatzen auf dem Kopfe
hatte, so dachte er: „WNas geht dich der Fremde an?“ ließ den
Hut sitzen und gab gar keine Antwort. Der Fremde sagte zu
sich selbst: „Hier müssen grobe Leute wohnen,“ und ließ den
Michel weiter ziehen. Jetzt begegnete ihm der Amtmann, den
pflegten alle Leute zu grüben; der Nichel that es aber nicht,
einmal, weil er die Spatzen unter dem Hute hatte, und zweitens,
weil er ein Grobian von Haus aus war. Der Amtmann aber
sagte zu dem Gerichtsdiener mit dem roten RKragen, welcher
hinter ihm herging: „Sieh doch einmal, oh dem Burschen dort
der Hut angeleimt ist?“ Der Gerichtsdiener ging hin und
sprach: Hör einmal, Michel, der Herr Amtmann möchte gern
sehen, wie dein Hut inwendig aussieht. Hlugs zieh ihn abl«
Der NMichel zögerte aber immer noch und wubte nicht, wie er
es machen sollte. Da riß ihm der Gerichtsdiener den Hut
herunter, und brr! flogen die Spatzen heraus nach allen Ecken
und Enden. Da mubte der Amtmann lachen, und alle Leute
lachten mit. Der NMihel aber hieb von der Stunde an der
Spatzenmichel, uncd wenn einer seinen Hut oder seine Kappe vor
Fremden nicht abzieht, so sagt man noch heutigestags: „Der hat
gewiß Spatzen unter dem Hätes« Wilhbelm Curtman