Südasien (Indien). 53
Wälder (Tarai). Im Westen liegt der britische Schutzstaat Kaschmir, ein Herr-
liches, gesundes Gebirgsland.
Das Tiefland Hindostan. Bewässerung. Wasserspender der Ebene sind die
drei Hauptflüsse Indus, Ganges und Brahmaputra. Diesen Gewässern der-
dankt Hindostan seine Entstehung wie auch seine Fruchtbarkeit.
Das ganze tropisch heiße Tiefland ist — soweit die Bewässerung reicht
— ein einziges Ackerfeld, das doppelte Ernten liefert. Es erzeugt an
Getreide Weizen, Reis und Hirse (Durra), die Hauptnahrung der indischen Volks-
Massen; an Gewürzen Pfeffer und Zimt, an Genußmitteln Kaffee und Tee, Tabak
und Opiums, an Färbepflanzen den kostbaren Indigo, an Gespinstpflanzen Baum-
wolle und Jute^). Zuweilen bleiben freilich die befruchtenden Monsune aus, oder
sie verspäten sich; dann folgen Mißwachs und furchtbare Hungersnot. — Von den
Raubtieren sind namentlich die Tiger zu nennen, denen jährlich an 1000 Men¬
schen zum Opfer fallen. Riesige Krokodile bewohnen die Flüsse. Besonders
reich sind endlich die Schlangen vertreten, durch die jährlich in Britisch-Jndien
gegen 20 000 Menschen umkommen. — Die wichtigsten Haustiere sind der Elefant
und der Buckelochs (Zebu).
Die Urbewohner sind die dunkelhäutigen Dravida (Drawida); sie wurden
von den aus Persien und dem Pamirplateau eingewanderten Indern oder Hindu
größtenteils nach dem Dekan verdrängt. Die Hindu sind kaukasischer Herkunft und
bekennen sich zumeist zum Brahmaismus. Seit dem Jahr 1000 ist auch der Islam
eingedrungen. — In der Gangesebene erreicht die Dichte der Bevölkerung bis
200 Einw. auf 1 qkm und darüber (Rheinprovinz 264, Sachsen 320 Einw. auf
1 qkm).
Siedelungen. Die Hauptsiedelungen des Gebietes liegen an den Strömen. Im
Kabultal: Peschawar (pischaur), eine wichtige Festung, da sie den Zugang von Afghanistan
nach Indien beherrscht. — Im Pandschab oder Fünfstromland, so benannt nach den
vier Himalajazuflüssen des Indus und diesem selbst: Lahore (lahör) an der großen Han-
delsstraße vom Kabultal nach dem Ganges, 230000 Einw., und Simla, am Südabhang
des Himalaja, Sitz der indischen Regierung in der heißen Jahreszeit. Das Gangesgebiet
enthält die meisten Großstädte, herrliche Baudenkmäler aus der Herrscherperiode der mo-
hammedanischen Großmogule (1505—1788) und die heiligsten und berühmtesten indischen
Wallfahrtsorte; daher ist die Gangesebene der Schauplatz echt indischen Lebens und Trei-
bens. — Delhi, voll prächtiger Paläste, Hauptstadt des indobritischen Reiches und Sitz
des englischen Vizekönigs, 230000 Einw. — Benares, 200000 Einw., die heilige Stadt
der Inder (s. Abb. S. 52). — Am Hugli, dem westlichen Mündungsarm des Ganges: Kal-
kutta, 900000 Einw., sehr bedeutender Handelshafen.
Indiens Religionen.
Am Indus ist die Wiege der Arier, d. h. der Edlen. Viehzucht war ihre Haupt-
beschäftigung. Ihre hochentwickelte Sprache ist mit der unseren verwandt (z. B. pitär —
Vater, bhrätar = Bruder) und gehört zu der großen indogermanischen Sprachfamilie.
Ihre Religion war in den ältesten Zeiten ein Naturdienst (Anbetung von Feuer, Sonne,
Mond), dazu ein Geisterglaube (Berg-, Fluß-, Erd-, Baumgeister). Das heiße Klima
*) Eingedickter Milchsaft aus den jungen Kapseln unseres Schlafmohns. 2) Faser einer bis
5 in hohen Staude, die zu Geweben verwendet wird.