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93. Der Krämer und die Maus.
Vor langen Jahren ging ein armer Krämer durch den Böhmer⸗
wald gen Reschenau. Er war müde geworden und setzte sich, ein
Stückchen Brot zu verzehren; das einzige, was er für den Hunger
hatte. Während er aß, sah er zu seinen Füßen ein Mäuslein herum—
kriechen, das sich endlich vor ihm hinsetzte, als erwartete es etwas.
Gutmütig warf er ihm einige Bröcklein von seinem Brot hin, so not
es ihm selber tat, die es auch gleich wegnagte. Dann gab er ihm,
so lange er noch was hatte, immer sein kleines Teil, so daß sie
ordentlch zusammen Mahlzeit hielten. Nun stand der Krämer auf,
einen Trunk Wasser an einer nahen Quelle zu tun; als er wieder
zurückkam, siehe, da lag ein Goldstück auf der Erde, und eben kam
Me Maus mit einem zweiten, legte es dabei und lief fort, das
dritte zu holen. Der Krämer ging nach und sah, wie sie in ein
Loch lief und daraus das Geld hervorbrachte. Da nahm er einen
Stock, öffnete den Boden und fand einen Schatz von lauter alten
Goldstücken. Er hob ihn heraus und sah sich dann nach dem
Maͤuolein um, aber das war verschwunden. Nun trug er voll
Freude das Geld nach Reichenau, teilte es halb unter die Armen
und ließ von der anderen Hälfte eine Kirche daselbst bauen. Diese
Geschichte ward zum ewigen Andenken in Stein gehauen und ist
noch am heutigen Tage in der Dreieinigkeitskirche zu Reichenau in
Böhmen zu sehen. Brüder Grimm.
94. Die Zwerge anf dem Baum.
Sonst wimmelte das Haslital
von niedlichen Zwergen überall,
die halfen im Felde, die halfen im Wald
und trugen uns Holz ein, ward es kalt.
Sagt an, ihr Leute, was ist geschehn?
es läßt sich keiner da mehr sehn.
Was ist geschehn? — ein böser Streich!
Sie wurden verlacht, — da floh'n sie gleich. —
Sie huschten so gern auf den Ahornbaum
und träumten da nickend den Mittagstraum;
da sägt ein Schelm den Ast entzwei,
wo sie neulich gesessen in einer Reih'.
Und nun den andern Mittag drauf
huscht wieder das Zwergleinvolk hinauf;