Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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79. Die Leuernte. 
Vom Turme ertönen nacheinander vier helle Schläge. Es 
ist morgens vier Uhr. Da wandern den Dorfweg entlang zwei 
rüstige Manner. Auf den Achseln tragen sie scharfe, blinkende 
Sensen. Jetzt sind sie vor dem Dorfeé angekommen. Der Weg 
biegt sich links ab nach einem kühlen Grunde. Dort liegt eine 
saftige Wieses. Auf dieser ssteben Millionen von Grashalmen. An 
jedem Halme hängen durchsichtige Perlen von frischem, klarem 
Tau, der über Nacht gekommen ist, Gras und Kraut zu tränken. 
Hier machen die Männer halt und streichen ihre Sensen, dass es 
weithin schallt. Nun stellen sie sieh in einiger Entfernung von- 
einander auf und fahren mit kräftigen Streichen unter das grüne 
Gras, dass es zu Boden sinkt. Auch die gelben Butterblumen und 
der Wiesenschaum und die andern Frühlingsblumen alle fallen mit 
den Grashalmen. Ihre Zeit ist vorüber, bald werden sie ihre schönen 
Farben ganz verloren haben. 
Die Sonne brennt schon heiss auf die langen, abgemähten 
Grasreiben, und wenn sie noch höher am Himmel emporsteigt, 
dann muss alles von ihrem Strahle verdorren. Jetzt Kommen die 
flinken Bauernmädchen und sehlagen mit dem Rechen das Gras 
auseinander, dass es zerstreut auf der ganzen Wiese umherliegt. 
Bald ist es dürr, und die fleissigen Mädehen tragen es auf Haufen 
zusammen. Rein lustiger Grasfrosch mag sich nun mehr auf der 
Wiese aufhalten. Vergebens flattern die Schmetterlinge über die 
Kkahle Fläche und suchen nach ihren Lieblingsblumen. Scheu 
hüpfen die Heupferde hin und her. Am folgenden Tage kommen 
jedoeh andere, viel grössere und stattlichere Pferde zur Wiese. Sie 
bringen den geräumigen Leiterwagen, auf dem das Heu von den 
fleissigen Arbeitern aufgetürmt wird. Langsam schwankt der 
Wagen heimwärts. Hocherfreut blickt ihm der Landmann vom 
Hofe aus entgegen. Er bringt ihm ja die Winternahrung für 
Pferde, Rinder und Schafe. Auch auf der Wiese dauert die Prauer 
nicht lange. Aus dem fruchtbaren Boden schiessen bald wieder 
junge Grashälmchen hervor, und an die Stelle der kahlen Pläche 
tritt von neuem ein junges, saftiges Grün.
	        
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