Full text: Lesebuch für die Mittelklassen der Volksschulen des Regierungsbezirkes Oberfranken

42. Das Landleben. 
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Diese prangt jetzt in ihrem höchsten Schmucke; feine Blütenrispen 
nicken über dem fußhohen Grase und streuen Blütenstaub aus, wenn 
ein vorüberschnurrendes Insekt sie berührt; Blumen prangen in allen 
Farben und versenden weithin ihre Wohlgerüche. Bald aber wird 
all dieser Herrlichkeit durch die Sense des Mähers ein Ende gemacht 
und dann wird nur kurze Zeit noch das duftende Heu an die ver— 
gangene Pracht erinnern. 
Glühend brennt die Mittagssonne im weiten Saatfelde zur Freude 
des CLandmannes; denn durch ihre Strahlen wird in wenigen Wochen 
das Getreide reif sein. Dann gibt es ein fröhliches, wenn auch müh— 
sames Ernten. Sind unter unzähligen Schweißtropfen die schweren 
Garben endlich auf den Wagen gebracht, dann schmücken sich Schnitter 
und Schnitterinnen mit Feldblumen und ziehen mit heiterem Gesang 
abends in das Dorf ein. 
Da sendet wohl noch der Himmel eine erfrischende Gabe. Dunkle 
Wolken steigen empor; am fernen Horizonte flammt es hell auf; näher 
und näher kommt das Gewitter. Unter Donner und Blitz strömt ein 
herrlicher Regen nieder und sanft ruhen Menschen und Tiere in der 
kühlen, würzigen Nachtluft. 
Fr. Noll. 
42. Das Landleben. 
Ihr Städter, sucht ihr Preudoe, 
So Kommt aufs Land herausl 
Seht! Garten, Wald und Weideo 
Umgrũnen jedes Haus. 
Kein reicher Mann verbauet 
Uns Mond- und Sonnenschein 
Und abends ũberschauet 
Man jedes Sternelein. 
Wir seh'n, wie Gott den Segen 
Aus milden Händen streut, 
Wie Sonnenschein und Regen 
Uns Wald und Hlur erneut. 
Uns blüh'n des Gartens Bäume; 
Uns wallt das grüne Veld; 
Uns singen in dem Haine 
Die Vöglein ohne Geld.
	        
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