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126. Die doppelte Heimat.
Alle Kinder. Der Mond, der Mond! O, nun wissen wir's;
und die Sterne sind die Schafe und die blaue Wiese ist der Himmel.
Du hast es uns aber schwer gemacht, Vater! Aber noch eins, es war
so hübsch, noch eins!
Vater. Morgen, Kinder; heute weiß ich keins mehr.
Besseldt.
126. Die doppelte Leimat.
(GGesprãch.)
PErust. Wie doch heute dié Wölkchen so schön am Himmel
herumziehenl Immer ein Höckehen am anderen und dazwischen
funkeln die Sternchen, als wollten sié Verstecken mit mir
spiolen. Nicht wahr, Vater, es ist doch etwas Schönes um die
lieben Sterne?
Vater. Gewib, lieber Ernst! Man kann sie nieht genug
besehen, und wenn man sie recht herzlich ansieht, so meint
man, sie sprächen mit einem.
Prust. Ach ja, Vaterl Mir ist immer, als riefen sie mich,
als wäre ieh schon einmal bei ihnen gewesen, als möchte ieh
wieder da oben bei hnen sein.
Vater. Möchtest du das? Ich glaub's gerne. Alle Menschen
wünschen ja, einmal dort hinaufzukommen.
Prust. Aber ich möehte auch gern bei dir sein. Denn
wenn ieh von dir weg bin, so wird mir die Zeit so lang, bis ich
dich wieder seboe.
Vater. So ist es. Wenn du in einem fremden Hausse bist,
so mag es dir gefallen, wie es vwill, zuletzt verlangst du doch
wieder nach dem väterlichoen Hause, nach Vater und Mutter und
Geschwistern. So auech, wenn du nach dem Himmel hinauf—
bliekst und die Sternlein funkeln siehst, so verlangst du hinauf
zu ihnen, weit, weit über dié Wolken.
PErust. Ja, so ist es, Vaterl Aber wie kommt das? Dieo
Sterne sind doch so weit von hier und ich weib gar nicht, wie
es da droben aussioht. Das ist doch anders, als wenn ich nach
dir und nach der Heimat verlange.
Vater. Nicht anders, mein Kind! Das kommt von der
doppelton Heimat des Menschen.
Ernst. Von der doppelten Heimat? Wie sollich das verstehen?
Vater. Du hast doch selbst gesagt, dab es dir oft sei, als
ob du schon einmal bei den Sternen gewesen wärest. Dort warst
du freilich noch niebt. Aber ist denn der Himmoel nicht aueh