3. Das Gespenst.
3. Darin noch meine Wiege steht;
darin lernt' ich mein erst' Gebet;
darin fand Spiel und Lust stets Raum;
darin träumt' ich den ersten Traum.
. Drum tausch' ich für das schönste Schloß,
wär's felsenfest und riesengroß,
mein liebes Hüttlein doch nicht aus;
denn 's gibt ja nur ein Vaterhaus!
3. Das Gespenst.
Chr. v. Schmid.
Martin schlich sich um Mitternacht in den Schlossgarten,
füllto zwei Sacke mit Obst und wollte nun zuerst den einen
Sack nachhause tragen.
Wie er mit dem Sacke so langs der Gartenmauer hinging,
schlug es auf dem RKirchturme eben zwölf Uhr. Die Luft rauschte
gar schauerlich in dem Laube der Baume, und Martin erblickte
plõtzlich neben sieh einen schwarzen Mann, der dienstfertig den
andern Sack zu tragen schien.
Der erschrockene Dieb that einen Schrei, lioss den Sack
fallon und sprang, was er konnteé. Der sehwarze Mann liess
den Sack auch fallen und sprang ebenso schnell neben Martin
her bis an das Ende der Gartenmauer, wo der Mann voer-
schwand.
Martin erzählte am nächsten Morgen überall von dem gräls-
lichon Gespenste; nur dass er gestohblen habe, verschwieg er.
Allein der Amtmann liess den Martin noch am nämlichen Tage
kommen und sagte zu ihm;
„Du bast heute Nacht in dem Schlossgarten Obst gestohlen
Die Sacke, auf denen, deines Vaters Namen steht, haben dich
verraten. Ich werde dich deshalb in den Turm sperren lassen.
Das schwarze Gespenst aber, das du zu sehen glaubtest, war
weiter nichts als dein Schatten, doen du, da um zwölf Ubr
der Mond aufging, an der neugeweissten Gartenmauer erblicktest.“
Woer Unrecht thut, ist nie obne Furcht; den Übelthäter er-
schreckt ein rauschendes Blatt, und er läuft vor seinem eigenen
Schatten davon.
Bewabr ein unbefleckt' Gewissen,
so wirst du niemals zittern müssen.