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Annchen, darüber wild, zwickt es ins Ohr und schilt,
wirfts von der Ofenbank, schleppt es die Stub' entlang.
Miezchen schreit drob: Miau! Spreizt sich und schlägt
die Klau AÄnnchen ins Fleisch und spricht: „Spaße mit
Katzen nicht!“ suiter.
120. Der Geiss, der's zu wonl ist.
Es war einmal eine Geiss; der war's zu wobl im
Stall; da ging sie hin auss Eis, that einen bösen Pall;
da fing sie Lläglich an zu sebrei'n: O weh, ieb bab
gebrochen ein Bein! O vweh, wie schmerzt das Bein!
Das mork' sich wohl die Jugend an! Bald ist ein
kecker Streich gethan und reut den Thäter binterher:
hãtt's noch zu thun, thät's nimmermehr.
121. Vögel.
Wir lustigen Bürger in grüner Stadt rauschen und
schwärmen, singen und lärmen vom Morgen zum Abend,
und stets sind wir satt. Die Bäume mit Schatten, zur
Wohnung bestellt, zur Nahrung die Matten, die freie, weite
Welt. Wie uns das gefällt! O herrliche Welt.
C. Tiec.
122. Streit der Vögel.
Die Vögel hatten einmal unter einander Streit, wer
ven ihnen der wichtigste sei. Der Pfau brüstete sich ge⸗
waltig, schlug stolz sein Rad und rief: „Wer kann schönere
Federn aufweisen, als ich?“
Da ließ von dem Baume herab eine Nachtigall sich
hören. Sie sang, daß es weithin in die Luft schallte. Als
sie fertig war, forderte sie den Pfau auf, doch auch zu singen.
Der schrie aber, daß sich alles die Ohren zuhielt.
Kam auch die Elster und lobte ihre geläufige Zunge;
sie dünkte sich verständiger, als alle anderen und rief doch
nur immer ein und dasselbe.
Als alle ihre Vorzüge gepriesen hatten, war noch eine
Gans übrig.