Full text: [Teil 2 = Obere Stufe] (Teil 2 = Obere Stufe)

198 Kursus III. Abschnitt III. §§ 120. 121. 
In Verbindung mit der hoch entwickelten Industrie blüht auch der französische 
Handel, welcher sowohl durch die günstige Lage des Landes an zwei Meeren, wie 
durch die energische Fürsorge der Regierung gefördert worden ist. Rohprodukte für die 
Industrie, vegetabilische und animalische Nahrungsmittel bilden die Einfuhrartikel, die In- 
dustrieerzeugnisse und Weine die Ausfuhrartikel des französischen Handels. 
Hinsichtlich der geistigen Kultur haben die Franzosen als die neben den Griechen 
und Römern am frühesten kultivierte Nation zu allen Zeiten eine hervorragende Stellung ein- 
genommen und in der Wissenschaft und Poesie Großes geleistet; französische Sprache und 
Litteratur hat im 17.'und 18. Jahrhundert ganz Europa beherrscht. Gegenüber dem höheren 
Unterricht ist die niedere Volksbildung bis in die neuere Zeit sehr vernachlässigt worden und 
steht auch heute noch hinter der der meisten europäischen Völker zurück. 
III. Italien. (Kursus II, §§ 130 umd 131.) 
(§ 121.) Italien im allgemeinen. 
a) Stellung. Italien nimmt unter den drei südlichen Halbinseln Europas 
uud uuter den Mittelmeerländern überhaupt eine zentrale Stellung ein. Durch 
dieselbe war es wie kein andres Land im Altertnm befähigt, der Mittelpunkt 
eines Reiches zu werden, welches alle um das Mittelmeer, das gemeinsame 
Verkehrszentrum der alten Welt, gruppierten Ländergebiete umfaßte. Ander- 
seits erwies sich jedoch für Italien seine zentrale, völkerverbindende Stellung ans 
Jahrhunderte überaus nachteilig. Italien wurde iu einem noch höheren Grade 
wie später Deutschland das Ziel fremder Eroberungslust: Sarazenen, Nor¬ 
mannen, Griechen, Deutsche, Franzosen und Spanier haben abwechselnd einzelne 
Teile des Landes beherrscht; die norditalische Ebene ist eines der großen Schlacht- 
felder Europas geworden. In kommerzieller Beziehung genoß Italien auch nach 
dem Sturz des römischen Reiches während der Fremdherrschaft noch lange die 
Vorteile seiner günstigen Lage unter den Mittelmeerländern: die italienischen 
Städte gelaugten besonders seit den Kreuzzügen durch die Vermittelung des Ver- 
kehrs zwischen dem Orient und dem Oeeident zur höchsten Macht und Blüte. 
Dieselbe hörte erst nach der Entdeckung Amerikas und des Seewegs nach Ostindien 
auf, als die Verkehrsstraßen vom mittelländischen Meere nach dem atlantischen 
Ozean verlegt wurden. An die Stelle von Italien traten im Welthandel die at- 
lantischen Länder Europas und besonders England. Seit der Eröffnung des 
Suezkanals, durch welchen der Verkehr zwischen Europa und Asien auf das mit- 
telläudische Meer gelenkt wurde, hat Italien seine frühere günstige Stellung zum 
Teil wieder erhalten. 
b) Horizontale, vertikale Gliederung und hydrographische Verhältnisse. 
Hinsichtlich seiner horizontalen Gliederung nimmt Italien gleichfalls eine 
mittlere Stellung unter den südeuropäischen Halbinseln ein: es ist nicht so 
massenhaft wie die pyrenäische und nicht so reich gegliedert wie die Balkanhalb- 
insel. Die Meerbusen dringen nirgend so tief in das Land hinein, wie in Grie- 
chenland. Aus diesem Grunde waren die Jtaliker zu keiner Zeit in so hohem 
Grade mit dem Meere vertraut geworden wie die Griechen. Die Westküste be- 
sitzt den Vorzug günstigerer Gliederung und größeren Jnselreichtnms vor der 
Ostküste. Dieser Umstand hat in Verbindung mit der vertikalen Gestaltung 
und den hydrographischen Verhältnissen die geschichtliche Entwicklung des Landes
	        
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