Full text: [Teil 2 = Mittelstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Mittelstufe, [Schülerband])

3 — 
Wendroth war in ziemlich großer Unruhe. „Worin befehlen 
Majestät, daß ich prüfen soll? fragte er Worin Er will, das 
Nühliche zuerst.“ „Biblische Geschichte?“ „Gut“, sagte der König. 
Die Prüfung ging vor sich; die Jungen bestanden gut. Ebenso 
ging das Lesen vor sich; die Schüler waren ordentlich auf dem 
Platze. Beifällig nickte der König. Wendroth wurde wieder mutig. 
„Nun die Hauptsache fürs Leben,“ sagte der König, „Rechnen. Ich 
berde mal die Aufgabe stellen.“ Die Tafeln waren schon in den 
Händen der Jungen, und diese standen, die Griffel bereithaltend, 
die Augen fest auf den König gerichtet, wie ein zum Angriff fertiges 
Bataillon. „Wenn ein Mensch“, begann der König, „dreihundert— 
fünfundsechzig Tage lang jeden Tag vier Taler verdient, wieviel 
macht das am Ende des Jahres? Wie wollt ihr das finden, 
durch welche Rechnungsart?“ „Durch das Malnehmen“, sagte eine 
Stimme. „Recht so,“ rief der König, „das ist meine liebste Rech— 
nungsart. Rechnet das also aus, dann zieht zweihundertvierzig ab, 
und dann will ich wissen, was bleibt. Vorwärts!“ 
Wendroth füͤrchtete, daß seine Jungen schlecht bestehen würden. 
Tiefe Stille trat ein, nur die Griffel quietschten auf den Tafeln; 
Wendroth lehnte an einem Tische. Die Jungen rechneten, ohne zum 
Ziele zu kommen. Sie waren ängstlich; der König beobachtete genau. 
Da rief eine helle Stimme: „Ich bin fertig.“ Wendroth at— 
mete auf. Wer war es? Ha, der kleine Jochen Müller hielt die 
Tafel empor. „Na, mal heraus“, lachte der König; „was kommt 
heraus?“ „Ich vervielfache dreihundertfünfundsechzig mit vier, macht 
lausend vierhundertundsechzig; dann ziehe ich zweihundertvierzig ab, 
bleibt tausend zweihunderkundzwanzig!“ „Bravo!“ rief der König; 
„gut gemacht. Und wenn nun zwei Leute sich in die Summe teilen, 
wieviel komint auf jeden?“ Kurze Pause. „Sechshundertzehn“, sagte 
Jochen. „Sehr gut!“ rief der König; „das ist ein kluger Bengel.“ 
Wendroth hatte seine Linke auf Jochens Kopf gelegt. „Ein sehr 
fleißiger Junge, Majestät.“ „Glaub's“, sagte der König. „Was sind 
die Eltern?“ „Arme Tagelöhner“, antwortete der Lehrer. „Werde 
nachsehen lassen“, entschied der König; „hier, Jochen, sind zwei Du— 
katen, und immer ordentlich rechnen!“ 
Der Jubel der Jungen war groß, und da der König sich gnä— 
dig über die Leistungen aussprach, auch noch andere Aufgaben glück— 
lich gelöst wurden, konnte Wendroth mit dem Tage zufrieden sein. 
Naͤch einer Besprechung mit dem Pastor und dem Schulzen stieg 
der König wieder in seinen Wagen. Die Dorfbewohner umstanden 
das Fuhrwerk. Jochen war der Held en nn der König 
fortfuhr, rief alles ein donnerndes Hoch d eν 
Schulbuchsorscuno 
Braumech eid 
:chulbuchbiolionsk 
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