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Augenblick begann das Roß mit dem Huf im Grunde zu scharren,
und unter seinen Tritten sprudelte ein klarer Born zutage. Ent—
setzt erkannte der Graf, daß der Knecht die Wahrheit gesprochen,
und sprengte den Berg hinan zu dem Orte, wo das Furchtbare sich
begeben hatte. Als er nun den See erblickte, worin, wie er glaubte,
sein Liebstes auf Erden, sein einziges Kind, begraben war, wollte
ihm das Herz zerspringen vor Gram und Weh.
Aber siehe, da schwamm auf dem Wasser nahe dem Ufer ein
Bettlein, und darin schlummerte das gerettete Kind, mit dessen Un—
schuld Gott Erbarmen gehabt hatte. Und der Graf, der bei die—
sem Anblick einen wunderbaren Trost empfand, nahm das Kind
an sich und ritt mit ihm davon in die weite Welt und kehrte nie—
mals wieder.
An dem See aber, dessen jähe Wände wie in einen Abgrund
niedergehen, grünt nicht Baum noch Gras. Ein armes einsames
Kirchlein liegt an seinem Gestade. Rings breitet sich graues Od—
land aus, und darüber liegt es wie eine düstere Trauer, deren
Schweigen kein Laut unterbricht.
Und zwei Dinge sind es, die bis auf diesen Tag an das ver—
sunkene Schloß gemahnen: der geheimnisvolle See und der noch
jetzt in der Nähe rinnende Falchertsborn.
259. Die Salinen bei Kreuznach.
Von Wilhelm Schneegans.
reuznach ist weitbekannt durch seine Salzwasser- oder Sol-
quellen, die in der Stadt und in ihrer Nähe emporsprudeln.
Das Wasser deèr Quellen hat manchen RKranken, der davon
trank oder darin badete, gesund gemacht. Auch Salz gewinnt
man aus den Solquellen.
Wandern wir südwestlich aus der Stadt Kreuznach hin—
aus nach dem Salinental, auf dem Wege nach dem lieblichen
Bade Münster am Stein, so sehen wir, wie das Salz gewonnen
wird. Die Solquelle bringt aufgelöstes Salz aus der Erde her—
auf. Läßt man das Wasser der Sole verdunsten, so bleibt das
Salz übrig. Zur Verdunstung pumpt man die sole zunächst
auf hohe, lang ausgedehnte Dornwände. Dort tröpfelt sie ganz
langsam herunter, und ein grober Teill des Wassers verdunstet.
Die Sole mub aber nicht einmal, sondern siebenmal durch ver—
schiécldene Dornwände laufen; dabei verliert sie immer mehn