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116. Der tote Kanarienvogel.
1. „Vögelchen, ach, da liegst du tot,
suchst dir nie wieder ein Krümchen Brot,
siehst mich nicht an mit den Augen hell,
hüpfst mir nicht auf die Schulter schnell,
singst nun nie mehr mit solecher Lust
schmetternd dein Liedchen aus voller Brust!“
2. Bald sind die Kinder gekommen und haben
das arme Ding in dem Garten begraben
und drüber gepflanzt einen Rosenstrauch,
der trug dann schöne Blüten auch.
Dort haben sie gar oft gesessen
und den lieben Vogel nicht vergessen.
Wilb. Hey.
B. Im Garten.
. Frühlingsschmuck.
117. Das Schneeglöckchen.
1. Der Lenz will kommen; der Winter ist aus;
Schneeglöckchen läutet: „Heraus, heraus!
Heraus, ihr Schläfer in Feld und e ⸗
es ist nicht länger Schlafenszeit!
Ihr Sänger, hervor aus Feld und Wald!
Die Blüten erwachen; sie kommen bald.
Und wer noch schlummert im Winterhaus,
zum Weben und Leben heraus, heraus!“
2. So läutet Schneeglöckchen durchs weite Land.
Da hören's die Schläfer allerhand.
Und es läutet fort zu Tag und Nacht, —
bis endlich allesamt aufgewacht,
und läutet noch immer und schweigt nicht still,
bis auch dein Herz erwachen will.
Drum, wenn du noch schlummerst im Winterhaus, —
zum Weben und Leben heraus, heraus!
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Georg Scheurlin.