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heraus und rief: „Der Mann weiß alles.“ Nun zeigte der Doctor Allwissend
dem Herrn, wo das Geld lag, sagte aber nicht, wer's gestohlen hatte, bekam
von beiden Seiten viel Geld zur Belohnung und waärd ein berühmter Mann.
220. Phrlieh macht reich.
Hessiseher Kinderfreund.)
Als im Jahre 1792 der Kurfürst Wilhelm J. von Hessen mit dem
deutschen Heere nach Frankreich zog, da lernte er auf seiner Reise durch
Frankfurt a. MA. den dortigen Banquier sprich: Bankjeh) Mayer Rothschild
kennen. Der Mann war damals noch nicht reich, wegen seiner Recht-
zchaffenheit und Geschäftsklugheit aber im besten Rufeé. Desbalb bot ihm
der Kurfürst einige Millionen Thaler in Gold und Juwelen zur Verwahrung
an. Der biedere Israélit wollte sich nicht gleieh dazu verstehen; allein
der Kurfürst beredete ihn und lieb ihm den Schatz, ohne aueh nur einen
Empfangschein dariber zu verlangen. — Kaum hatte Rothschild die Kost-
barkeiten in seinem Garten sorgfältig vergraben, als auch die Franzosen
in Frankfurt plündernd einmarschierten. Um den Schatz des Fürsten zu
retten, gab Mayer den Feinden lüeber sein eignes Vermögen preis. Sobald
die Rube wieder hergestellt war, fing Mayer Rothsehild sein Geschäft als
Banquier und Geldwechsler wieder an, anfangs nur klein; mit Hilfe des
kurfürstlichen Geldes debnte er es aber immer mehr aus, so daß er bald
für einen der solidesten und reiechsten Banquiers galt. — Als nun der
LKurfürst nach einiger Zeit in seine Staaten zurückkehrte, kam er wieder
dureh Frankfurt und suchte Mayer Rothsehild auf. „Die Feinde haben mir
wvohbl alles genommen, Mayer?“ — „Nicht einen Taler!“ erwiderte dieser
feierlieh. — „Was sagen Sie?“ — „Nieht einen Thaler!“ — „Wie, mir ist
doeh erzuühlt, dié Franzosen hätten Hhnen alles geraubt? — leb habe es
ja aueh in den Zeitungen gelesen!“ — „All das Meinige freilich, aber
Euer Königliechen Hoheit Schatz habe ieh in meinem Geschäft benutzt und
bin im Stande, Bhnen alles mit fünf Procent Zinsen zurüek zu geben.“
Der Kurfürgt, erstaunt und dankbar, sehob die Zinsen zurüek als Prsatz
für das, vas die Franzosen dem ehrlichen Mayer genommen. Als Belohnung
aber geiner groben Ehrlichkeit überlieb er ihm den ganzen Schatz noch auf
20 Jahre gegen den geringen Zins von zwei Procent jährlieh. Auberdem
zuehte der Fürst dem ehrlichen Rothschild in allen Wegen nützlich zu sein
und ermangelte nieht, auf dem Wiener Congreß 1814 den versammelten
Fürsten die makellose Ehrlichkeit desselben zu rühmen, wodurch er ihm
das Vertrauen der Kaiser von Oesterreieh und Rubland und anderer euro—
puischer Herrscher erwarb. Die Ehrlicbkeit des Mayer Rothsehild legte
also den festen Grund zu der gewaltigen Geldmacht der Gebrüder Roth-
schild. seiner Söhne zu London, Wien, Paris. Neapel und Frankfurt a. M.
221. Mhittington und seine Ratze.
(ampo.)
Absichtslos varen Mäuse und Ratten von den Schiffern in den Fahr—
zeugen nach den entferntesten Inseln übergesiedelt worden und daselbst zu
Landplagen erwachsen. Als bestes Mittel dagegen brachte man nun auch
die Katze dorthin, und man erzählt eine hübsche Geschiechte von einem
Gabriel u. Supprian, Lesebuch. J. n
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