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Die meisten Rosenarten vermehren sich durch Sprösslinge von 
der Wurzel aus, oder können auch durch Ableger und Stecklinge 
fortgepflanzt werden. Seltener zieht man die Rosen durch Samen, 
da er gemeiniglich ein ganzes Jahr liegt, ehe er aufgeht, und die 
hundertblätterige kann ohnehin nicht durch Samen vermehrt werden, 
weil sie keinen trägt. 
Sehr häufig worden die Rosen auch oculirt, was besonders auf 
Stämme von wilden Rosen von bedeutender Höhe geschieht, wodurch 
man die in Gärten beliebten hochstämmigen Rosen erhält. Man nimmt 
dazu einen einzelnen geraden, fingersdicken Stock, lässt ihn, wenn er 
versetzt ist, ein Jahr stehen, und oculirt ihn sodann im Juni. Es dürfen 
aber keine Nebenschösslinge stehen bleiben. Auf diese Weise kann man 
nicht nur mehre Sorten an Einem Stamme erhalten; sondern man kann 
auch den Stock zu einem sehr hohen schlanken Bäumchen ziehen, wel¬ 
ches zur Zeit der Blüthe einen überaus prächtigen Anblick gewährt. 
Ein Rosenstock dauert 20—30 Jahre. Im 15. hat das Holz leine 
Reife und kann zum Fourniren gebraucht werden. Aus den Blumen¬ 
blättern macht man bei uns Rosenhonig, Rosenelsig, Rosenöl; im Orient 
das berühmte Rosenwasser und die schwarzen Rosenperlen, indem man 
die Blätter zu einem Teige stösst und diesen in einer Pillenmaschine formt. 
Der Weinstock. 
Was die Rose unter den Blumen ist, das ist die Weintraube unter 
den Früchten. Lieblich ist schon der Geruch der zarten Blüthe des 
Weinstockes; aber noch herrlicher ist der Geschmack der gereiften 
Beere. Der Weinstock gehört unter die klimmenden und mit Ranken 
zum Festhalten versehenen Sträucher und ist ohne Zweifel, wie wir 
aus der Bibel wissen, im mildern Asien ursprünglich einheimisch. Nach 
Deutschland kam er wahrscheinlich durch die Römer. Man leinte 
schon sehr frühzeitig die Kunst, aus dem Safte seiner Beeren durch 
Gährung ein erquickendes und stärkendes, aber zugleich auch be¬ 
rauschendes Getränk zu bereiten. Die Weinbeere bestellt nämlich 
aus zarten Schläuchen, deren einige einen wässerigen Sauerstoff (Säure), 
andere Zuckerstoff enthalten, nebstdem ist auch Schleim damit ver¬ 
mischt. Die Gährung der vorher zerquetschten Beeren, wodurch die 
Schläuche zersprengt werden, besteht in der Wirkung des Sauerstoffes 
auf den Zuckerstoff, wodurch Luftsäure (Kohlensäure) entbunden und 
Weingeist erzeugt wird. Dadurch geschieht die Verwandlung des 
Mostes in Wein. Hat in ungünstigen Jahren der zuckerhaltige Theil 
der Traube sich nicht gehörig ausbilden können, so gibt es einen 
schlechten Wein, der aber um Vieles besser wird, wenn man dem 
gährenden Most Zucker zusetzt. 
Durch die Cultur, die Verschiedenheit des Bodens und des Klimas 
find nach und nach eine grosse Menge von Abarten und Spielarten
	        
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