guten Morgen, Fräulein," riefen sie und schüttelten der Dame die Hand.
O was für süße Kinder, dachte unser Körnchen und hängte sich geschwind
dem allersüßesten Blondlöckchen, das gerade an dem Fräulein vorbei-
hüpfte, an die große Rosaschärpe. Und dann fuhr die ganze, lustige,
schwatzende Gesellschaft mit den glücklichsten Gesichtern nach dem Bahnhofe.
Draußen auf dem Lande hat sich das Samenksrnchen wieder befreit.
Wie stürmten die Mädchen über die Weide, um den dicken Ball zu
kriegen. Fräulein mußte sogar schelten; dem einen Mädchen war schon
im wilden Spiele die Schärpe abgerissen ~– sie mußte mit einer Sicherheits-
nadel angesteckt werden. Muß man sich da wundern, daß unser Samen-
körnchen nicht mehr mitmachen wollte? Es ließ sich Herab und kam
glücklich zwischen gelben und weißen Blümchen auf der Erde an. –
Der Regen hat es nachmals ganz in das dicke Wurzelgeflecht des Rasens
hineingespült; dort Hat es gekeimt und ist gewachsen. – Im nächsten
Jahre pflückte sich dort, ganz genau an derselben Stelle, eim Junge
einen dicken, weißen, kugelrunden Wollkopf vom Stengel ab und steckte
ihn an seinen Strohhut.
Fritz Gansberg.
21.1Vom Blättlein Naseweis.
Es saß ein Blatt am Baume,
das träumte vor sich hin
und seufzte: „Ach, daß ich kein Falter,
kein bunter Falter bin!“
Da kam der Herbst gegangen,
und siehe! über Nacht
ward's Blättlein goldig und purpurn.
Ach, war das eine Pracht!
Nicht lange, so rauschte der Herbstwind
und machte das Blättlein frei
und trug es empor in die Lüfte.
nHeil" jauchzte es da. „Juchheil“
Es gaukelte auf und nieder,
es schaukelte hin und her
und rief: „Jetzt bin ich ein Falter!
Iuchheißa! Was will ich nun mehr!"
Der Herbststurm hat es gebettet
ins dürre Heidegras;
Deutsches Cesebuch. 2. Stufe.
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