Full text: Lesebuch für die Mittelklassen katholischer Volksschulen

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Spätzlein seinen Tisch!“ Darauf der Kirschbaum Früchte trug, 
viel lausend Kirschen rot und frisch. 
Und's Spätzlein sagt: „Ist's so gemeint? Da nimmt man 
Platz und fragt nicht lang. Das gibt mir Kraft in Mark und 
Bein und stärkt die Kehle zum Gesang.“ 
Zum Herbste sprach der liebe Gott: „Räum ab, sie haben 
alle jetzt!“ Drauf kam die kühle Bergesluft und schon hat's 
kleinen Reif gesetzt. 
Die Blälter werden gelb und rot und fallen bei des Win— 
des Wehn, und was vom Boden aufwärts kommt, muß auch 
zum Boden abwärts gehn. 
Zum Winter sprach Gott zum Beschluß; „Deck wacker zu, 
was übrig ist!“ Da streut' er Schnee im Überfluß. 
172. Die Blattlaus, die Ameise und der 
Sonnenläfer. 
(Mach Hermann Wagner.) 
Die Blattläuse sind weißlich, schwärzlich oder grünlich von 
Farbe und rundlich von Gestalt. Sie besitzen Hörner, die län— 
ger sind als ihr ganzer Körper; doch sind diese zart und weich 
uünd taugen nicht zum Stoßen, sondern nur zum Fühlen. Ihre 
sechs Beine sind äußerst dünn, so dünn wie feine Härchen. 
Langsam und bedächtig kriechen sie auf den grünen Blättern 
umher und trinken mit ihrem Rüssel des Blattes Saft. Zwar 
ist der Saft der Blätter oft herbe, allein im Körper der Blatt— 
läuse verwandelt er sich in zuckersüße Honigtropfen. Die Blät— 
ter sind davon oft ganz überzogen, glänzen feucht und schmecken 
süß. Leute, die nicht wissen, daß die Blattläuse dies bewirken, 
meinen, es sei Honig aus der Luft oder vom Himmel herabge— 
fallen, und nennen es Honigtau. 
Sieh dir den Baum ein wenig aufmerksam an! An seinem 
Stamme hinauf klettern rastlos Scharen von Ameisen. Von 
Zweig zu gren steigen sie bis zu den grünen Blättern, auf 
denen die Blattläuse sich befinden Sie laufen vorsichtig zwi— 
schen diesen hin und her und saugen die Honigtröpfchen auf. 
Wohlgesättigt machen sich die braunen Ameisen auf den Rück— 
weg. Sie gehen den Baum hinab. Viele andere Ameisen be— 
gegnen ihnen, die auch hungrig sind und sich Honig holen 
wollen. Vorsichtig weichen sie h aus. Unten gehen sie quer 
über den Weg zum Ameisenbau. Hier warten ruhig die Kind— 
lein der Ameisen, die wie kleine Würmchen gestaltet sind und 
sich noch nicht selbst Nahrung suchen können. Auch sie be—⸗
	        
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