14 
eine schwere Last von Schnee sich in die Atmosphäre hinaus verteilt, 
wird diese gedrückt und in der Bewegung mitgerissen: es entsteht ein 
starker Windstoß in der Richtung der Lawine." Dieser richtet stets den 
größten Schaden an; er bricht in wenig Sekunden Hunderte von Stämmen, 
hebt Dächer ab und schleudert ganze Bäume und kleinere Gebäude, ge¬ 
wiß auch Gesteinsblöcke vor sich hin an den gegenseitigen Thalhang 
hinauf. 
Im Gegensatz zu den Staublawinen bestehen die Grundlawinen 
oder Grundlahnen aus festem, den Winter über gelagertem Firnschnee. 
Sie ereignen sich ziemlich regelmäßig, an manchen Stellen ganz regel¬ 
mäßig, bei normaler Witterung mittags zwischen 10 und 3 Uhr, wenn 
zur Zeit der Schneeschmelze der Grund der Schneedecke von Schmelz¬ 
wassern durchfeuchtet und ihre starre Verbindung mit dem (schlüpfrigen) 
Nasen- oder Felsuntergrunde gelöst wird, also im Spätfrühling oder 
Frühsommer. Es genügt dann „das Wegtauen oder Weichen irgend 
einer entgegenstehenden Schneemasse, das Einbrechen eines Stückes der 
Schneedecke, eine geringe Erschütterung oder auch Abtrennen durch Tritte 
eines unvorsichtigen Menschen oder Tieres, um die ganze Schneedecke 
ins Gleiten und bald ins Dahinstürzen zu bringen. Wälzen, Fließen, 
Gleiten, Stürzen wechseln miteinander ab oder finden gleichzeitig gemischt 
statt." Bis auf den Grund reißt der Schnee ab, so daß im Sammel¬ 
gebiet nach dem Niedergehen der Lawine der dunkle, schneefreie Boden 
erscheint. Bei der Grundlawine ist der Windschlag gering, um so ge¬ 
waltiger, wenn auch lokal begrenzter, der Schneeschlag. Der ballige 
Schnee bleibt beisammen, selbst beim Sturze über Felswände bildet er 
keine Schneestaubwolke, und die einem Strome von Schneebällen gleichende 
Lawine schiebt alle Hindernisse vor sich her, Bäume, Steine und Erd¬ 
reich, und zwar um so mehr, je mehr sie sich auf dem Boden und außer¬ 
halb ihrer gewöhnlichen Bahn bewegt. Die weitaus größte Mehrzahl 
der Grundlawinen fegen nur ihre Sturzbahn aus, ohne Schaden zu er¬ 
zeugen. Der Älpler kennt sie recht gut, diese Lawinenzüge: er baut seine 
Sennhütte nie in deren Nähe und meidet sie mit seiner Herde aufs 
ängstlichste, wenn ihn rascher Umschlag der Witterung (im Sinne bedeutender 
Zunahme der Temperatur) die baldige Bildung von Grundlawinen er¬ 
raten läßt. 
Jede Lawine hat ihr Sammelgebiet oder Abrißgebiet, ihre Sturz- 
bahn, den Lawinenzug oder Lahn gang, und ihr Ablagerungsgebiet, 
den Lawinenkegel. — 
Nun:
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.