Full text: [Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband])

38 W qä 
39. Die Sonne und die Tiere. 
Willamow. 
„O Sonne, scheine nicht so heiß; ich muß vor Nattigkeit und 
Schweiß bei meiner Arbeit schier erliegen!« So rief der Esel. — 
„Dank für deinen Schein, o Sonnel« rief die Schlange; „mit Vergnũügen 
leg' ich mich sstundenlang hinein.“ — Die Eule schrie: „Verschone 
mein Gesicht mit deinem mir verhaßten Licht, o Sonne; kann ich doch 
kein Schlupfloch finden, vohin dein Strahl nicht dringt! Ich werde 
noch erblinden!« — „Wohltät'ge Sonne, sei mir lange noch geneigt! 
hub eine Feldmaus an, „es reifen meine Ahren, vollauf kann ich mich 
wieder nãhren! — Die Sonne hört es an, scheint fort und — schweigt. 
40. Wie hoch mag wohl der Himmel sein? 
„Wie hoch mag wohl der Himmel sein?« Das vill ich gleich 
dir sagen. Wenn du, schnell vie ein Vögelein, die Flügel könntest 
schlagen, und stiegest auf und immer auf in jene blaue Ferne, und 
kãämest endlich gar hinauf zu einem schönen Sterne, und fragtest 
dort ein Engelein: „Wie hoch mag wohl der Himmel sein?“ dann 
sei gewiß, das Englein spricht: „Mein Kind, das weib ich selber nicht; 
doch frag einmal dort drüben an, ob jener Stern dir's sagen kann! 
Du brauchst indes nicht sehr zu eilen, es sind nur hunderttausend 
Meilen.“ Und flögst du nun zum Sternlein dort, man sagt' dir doch 
dasselbe Wort, und flõgst du weiter fort und fort, von Stern zu 
Stern, von Ort zu Ort, es weiß es niemand dir zu sagen, du wirst 
doch stets vergeblich fragen: „Wie hoch mag wohl der Himmel 
sein?“ — denn, Kind, das weiß nur OGott allein! 
41. Wo wohnt der liebe Gott? 
Hey. 
1. WVo wohnt der liebe Gott? Sieh dort den blauen Himmel 
an, wie fest er steht so lange Zeit, sich wölbt so hoch, sich streckt 
so weit, dab ihn kein Mensch erfassen kann. Und sieh der Sterne 
gold'nen Schein, gleich als viel tausend Fensterlein; das ist des 
lieben Gottes Haus, da wohnt er drin und schaut heraus und schaut 
mit Vateraugen nieder auf dich und alle deine Brũüder. 
2. WVo wohnt der liebe Gott? Hinaus tritt in den dunkeln Wald, 
die Berge sieh zum Himmel gehn, die Felsen, die vie Sãulen stehn, 
der Bãume ragende Gestalt. Horch, wie es in den Wipfeln rauscht, 
horch, wie's im stillen Tale lauscht! Dir schlägt das Herz, du merkst 
es bald, der liebe Gott wohnt in dem Wald. Dein Auge zwar kann 
ihn nicht sehen, doch fühlst du seines Odems Wehen. 
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