Full text: [Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband])

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»Na, « sagto nach einer kleinen Weile Herr Ebrfeld, »jetzt 
wollen wir den Gefangenen in eine dunklé Kammer stellen und 
morgen Gericht über ihn halten. Damit er aber doch nicht 
hungern darf, will iech ihm zu fressen und zu saufen geben.« 
Herr Ehrfeld füllte ibm das FPretkästehen und Trinknäpfchen 
und stellte den Vogel weg. 
»Was wird der Vater doch mit dem Gefangenen machen?« 
fragten am andern Morgen die Rinder untereinander. 
»Er wird ihn doch nicht tot machen?« sagte Minchen. 
»Wie kannst du das glauben, Kleiner Narr,« antwortete 
Lottcehen; »der einzige Sperling würde auch viel helfenl« 
»Und der Vater tut das auch nie mals, « setzte Karl hinzu. 
Der Vater kam eben, indem die Kinder noch darüber sprachen, 
wWas mit dem Vogel werden sollte, von seiner Stube herunter. 
»Sollen wir den Gefangenen holen,« schrien ihm die Rinder 
entgegen. 
»Holt ihn!« antwortete der Vater, und alle liefen fort und 
brachten den Sperling. 
Der Vater stellt den Sperling auf den LVisch. 
»Nun, Herr Spatz!« redete der Vater den Gefangenen an, »jetzt 
endlich hätten wir Ihn denn. Wie unverschämt hat Er sieh immer 
aufgeführt. Da half kein Rufen, kein Scheuchen und Klopfen am 
Penster, Er fraß immer darauf los und bat auch noch die andern 
Diebe zu Gaste und machte obendrein mit ihnen einen greulichen 
Spektakel. Womit Lann Er sich entschuldigen? Nicht? Er kann 
sich nicht entschuldigen? Nun sieht Er, so wollen wir Ihm denn 
die diebische Kehle mit einem Paden zusammenschnüren und Ihn 
den andern Spitzbuben zum Exempel vor dem Fenster aufhängen.« 
»Ach Vater!« riefen bittend die Kinder, »das wirst du doch 
nicht tun!« und waren sehr betreten über den Vorsatz, den 
armen Sperling zu erwürgen. 
»Nun, « fuhr der Vater fort, »weil er so feist ist, so können wir ihn 
aueh rupfen und braten; es vird einen ganzerträglichen Bissen gebenl 
»O nein, Vater, o nein,« baten die Kinder, »totmachen mubt 
du das arme Tier gar nichtl!« 
»Warum nicht?« fragte der Vater; »hat es uns nicht bestohlen?« 
»0, es versteht es ja nicht besser,« sagte Rarl. 
»Das arme Tier will ja auch leben, « setzte Gottlieb hinzu. 
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