Full text: [Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband])

4. Die Sonnenstrahlen stehlen sich behende durch Blätter und 
Ranken und necken auf deinem Lager dich mit blendendem Schweben 
und Schwanken. 
5. Die Nachtigall ist heiser fast, so lang' hat sie gesungen, und 
weil du sie gehört nicht hast, ist sie vom Baum gesprungen. 
6. Da schlug ich mit dem leeren Zweig an deine Fensterscheiben. 
Heraus, heraus in des Frühlings Reich! Er wird nicht lange mehr 
bleiben.« W. Müller. 
. Der Sonnenaufgang. 
Eines Abends sagte der Vater zu seinen Söhnen Rarl und 
Gustav: »Rinder, wer morgen ganz früh aufstehen will, dem will 
jch eine rechte Freude machen. Wir wollen die Sonne aufgehen 
sehen und hernach draußen im Freien ein schönes Frühstück von 
süßer Mileh und weißen Brötchen einnehmen. Aber ihr mübt 
schon um halb fünf Uhr wach sein.« 
»0, das ist herrlich, lieber Vater!« riefen beide Rinder. »Ich 
stehe ganz gewiß aufl« setzte Gustav hinzu, »und ich gan- gewib 
auehle sagte Karl, und beide gingen nun vergnügt zu Bette. Als 
aber der Vater am andern Morgen in die Kammer trat, da lagen 
die Knaben noch behaglich in den Federn und sehliefen ganz fest. 
FHeraus, ihr kleinen Langeschläfer,« rief der Vater, »steht auf, 
es ist die höchste Zeit, daß wir fortgehen!« 
Beide RKinder erwachten. Rarl ermunterte sich schnell, sprang 
hurtig aus dem Bette und war in venig Minuten mit Waschen 
und Ankleiden fertig. Gustav aber streckte sich lang im Bette 
aus, gähnte und legte sich auf die andere Seite. Als der Vater 
das sah, winkte er Karl zu sich. »Komm, Gustav, « sagte Rarl, 
»mach schnell, sonst gehen wir fortl« Gustav aber rührte sich 
nicht und brummte verdrieblich: »Laß mich doch schlafen; ich 
bin noch so müde.« Da nahm der Vater Karl an die Hand und 
ging mit ihm fort; Gustav ließ er im Bette liegen. 
Bald hatten sie die Stadt hinter sich. Der Morgen dämmerte 
heran, aber die Sonne war noch nicht aufgegangen. die er— 
stiegen eine Anhöhe, blieben stehen und schauten sieh um. Auf 
den Gräsern und Halmen ringsum lagen Tautropfen, und Nebel 
wallten über das weite Feld. Der Himmel färbte sich prächtig 
rot; bald mußte die Sonne aufgehen. Vater und Sohn blickten 
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