Full text: [Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband])

3. Hier und dort, fort und fort, wo wir ziehen Ort für Ort, 
alles freut sich der Zeit, die verjüngt, erneut. MNiderschein der 
Schöpfung blüht uns erneuend im Gemüt. Alles neu, frisch und 
frei macht der holde Nai. v. Kamp. 
10. Sonmne und Wind. 
Einst stritten sich diée Sonne und der VWind, wer von ihnen 
am stärksten sei. Sie wurden einig, derjenige solle dafur gelten, 
der einoen Wanderer, den sie eben vor sich sahen, am ersten nö— 
tigen würde, den Mantel abzulegen. 
Sogleich begann der Wind zu stürmen; Regen und Hagel- 
schauer unterstützten ihn. Der arme Wanderer jammerte und 
zagte; aber immer fester wickelte er sich in seinen Mantel ein und 
setzte seinen Weg fort, so gut er Konnte. 
Jetazt Kam die Reibe an die Sonne. Nit milder und sanfter 
Glut lieb sie ihre Strablen herabfallen. Himmel und Erde wurden 
heiter; die Lüfte erwärmten sich, der Wanderer vermochte den 
Mantel nicht länger auf seinen Schultern zu dulden. Er warf 
ihn ab und erquickte sich im Schatten eines Baumes, indessen 
die Sonne sieh ihres Sieges erfreute. Herder. 
. Wolkenschãflein. 
Wie ist das doch so drollig! Da oben ist's gar wollig! Ich seh' 
am weiten Himmel ein lustiges Gewimmel, das glänzt so wunderlieblich 
hell; es flimmert rein und golden ein jedes krause Fell. Die Schäflein 
können fliegen; sie sind hinaufgestiegen von einer grünen Heide dort auf 
die blaue Weide. Hier unten war's nicht schön genug; drum haben sie 
gerichtet zum Himmel ihren Flug. O fallet nicht herunter und ziehet 
froh und munter auf euren Himmelsauen! Ich mag euch gerne schauen. 
Und könnt' ich fliegen so wie ihr, wollt' ich euch gern besuchen, — so 
aber bleib' ich hier. Enslin. 
12. Die Wolke. 
An einem heißen Morgen stieg ein kleines Wölkchen aus dem Meere 
auf und zog leicht und freudig, wie ein blühendes, spielendes Kind, 
durch den blauen Himmel und über das weite Land, das nach langer 
Dürte verbrannt und traurig da lag. 
Wie die kleine Wolke so dahinschwamm, sah sie unten die armen 
Menschen im Schweiße ihres Angesichts sorgenvoll arbeiten und sich ab— 
mühen, während sie doch selbst von Sorge und Mühe nichts wußte und 
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