Full text: [1 = 2. Schuljahr, [Schülerband]] (1 = 2. Schuljahr, [Schülerband])

durch den Weinberg, spricht er: „Was ist das? Der Sommer that 
so groß mit seiner Hitze, und Wein und Obst hat er nicht reif ge— 
macht! Schon gut, so zeig' ich, daß ich's auch versteh'!“ 
Und kaum gesagt, so haucht er Wein und Obst mit seinem Atem 
an, und siehe da, die Apfel und die Pflaumen und die Trauben, zu— 
sehends reifen sie voll Duft und Saft. — Drauf kommt der Herbst 
zur Stadt und sieht die Knaben in ihrer Schule sitzen voller Fleiß. 
Da ruft er ihnen zu: „Grüß Gott, ihr Buben! Heut' ist Sankt 
Michaelistag, da giebt es lange Ferien. Kommt zu mir aufs Land! 
Ich hab' dem Wald' das Laub schön bunt geblasen, ich hab' dem 
Apfel rot gefärbt die Backen, ich will euch klar und blank die Augen 
wehen, und eure Backen will ich tüchtig bräunen, wie sich's für Jungen 
schickt Versteht ihr mich?“ So spricht der Herbst, und jubelnd zieh'n 
die Knaben auf seinen Ruf durch Berg und Wald und Feld und 
kehren heim mit neuer Lust zur Arbeit. Reinick. 
137. Der Störche Aufbruch. 
Kind: Ihr lieben Störche, was habt ihr im Sinn, 
warum fliegt ihr alle zur Sonne hin? 
Störche: Es wird so kalt und schaurig hier; 
uns friert; drum ziehen von dannen wir. 
Kind: Fliegt hin denn mit eurem leichten Gefieder; 
doch, Störche, das bitt' ich, kommt recht bald wieder! 
Und wie sie waren fortgeflogen, da kam der Winter herge— 
zogen. Das leere Nest auf dem Dache droben, das streut er mit 
Federn voll bis oben. Doch mocht' es ein kaltes Lager sein, da 
konnte sich wohl kein Storch dran freu'n. Hey. 
b. Allerlei Nüsse. 
138. Die Nußschale. 
Das kleine Lieschen fand in dem Garten eine Nuß, die noch 
mit der grünen Schale überzogen war. Lieschen sah sie für einen 
Apfel an und wolltle sie essen. Kaum hatte sie aber hineingebissen, 
so rief sie: „Pfui, wie bitter!“ und warf die Nuß weg. Konrad, 
ihr Bruder, der klüger war, hob die Nuß sogleich auf, schälte sie mit 
den Zähnen ab und sagte: „Ich achte diese bittere Schale nicht, 
weiß ich doch, daß ein süßer Kern darin verborgen steckt, der mir 
desto besser schmecken wird.“ 
Acht keiner Mühe Bitterkeit, 
die dich mit süßem Lohn erfreut. Chr. v. Schmid. 
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