30
—
auch oft den Tod; denn die Jäger ahmen seinen Ruf täuschend
nach. Dann vergißt er seine sonstige Scheu und Vorsicht und kommt
eilig herbei, um den fremden Gast aus seinem Hause zu treiben.
Aber bald hängt er in den künstlichen Schlingen oder fällt durch
den Schuß des Jägers.
Den ganzen Tag zieht er umher, um sein tägliches Brot zu
erwerben. Im schnellen Fluge schnappt er die Raupen von den
Kräutern und befreit die Bäume von ihren Feinden. Er frißt zur
Strafe alle, die ihm sein grünes Haus verderben: Raupen und
Käfer, Schmetterlinge und Fliegen; sogar die großen, haarigen
Bärenraupen, die kein anderer Vogel anrührt, sind für ihn Lecker—
bissen. Sein Hunger ist so groß, daß die Insekten in seinem
Gebiete kaum ausreichen, ihn zu sättigen. Wie könnte er da
einen Nachbar neben sich dulden, der die Mahlzeit mit ihm teilen
wollte!
Wo aber ist das Nest des Kuckucks? Du wirst vergeblich da—
nach suchen; denn er baut kein Nest. Das Kuckucksweibchen legt
seine Eier in das Nest eines Rotkehlchens, einer Grasmücke oder
eines andern Vogels, dessen Nahrung für sein eignes Junge taugt,
und läßt sie von diesen ausbrüten, ohne sich weiter darum zu küm—
mern. Gar emsig tragen diese kleinen Vögel das Futter für den
nimmersatten Gast herbei und versorgen ihn sogar noch, wenn er bereits
erwachsen von Zweig zu Zweig munter umherhüpft, bis er endlich
seiner Flügel hinlänglich mächtig ist und sich selbst die Nahrung
suchen kann. Im Herbste kommen die Kuckucke zusammen und reisen
in wärmere Länder, wo ihnen die Nahrung nicht fehlt. Dort
bleiben sie so lange, bis im Frühlinge bei uns von neuem ihr
Tisch gedeckt ist.
78. Rãtlel.
Lies mich vorwärts, lies mieh rückwürts,
immer bleib' ieh, was ich bin;
kommt der Frühling, komm' ich mit ihm,
geht er, geh' ich mit ihm hin;