82
⁊
ausgebrochen? Die Burschen sind ja toll und wütend und fliegen
wie besessen umher! — Ein Raubvogel verursacht den Lärm. Ein
Glück für ihn, daß er so hoch fliegen kann, und daß seine Feinde
ihm nicht so hoch nachfolgen können. Hui, wie sie grimmig auf
ihn losschießen und ihm eins zu versetzen suchen! Er weicht aber
geschickt aus. Jetzt ist der Zorn abgekühlt, und sie zerstreuen sich
nach und nach.
In den Gipfeln hoher Bäume bauen die Raben das Nest
aus Reisern, Baumwurzeln, Dornzweigen und füttern es mit Moos,
Wolle, Federn und Haaren aus. Da hinein legen sie drei, vier,
fünf grünliche, braungefleckte Eier. Kommt der Winter, so machen
fie Besuche in Dörfern und Städten, nicht aber, um sich nach dem
Befinden der Einwohner zu erkundigen, sondern um etwas für
ihren Magen zu holen. Schlachtet ein Bauer, so zeigen die Raben
eine große Teilnahme an diesem Ereignisse. Können sie keinen
Bissen erwischen, so ergötzen sie sich wenigstens am Geruch; denn
riechen können sie, obgleich ihre Nasenlöcher mit Vorsten verdeckt
sind. Mit dem Frühjahre ziehen sie wieder ab, ohne Abschied zu
nehmen. Es sehnt sich aber auch lein Mensch nach ihnen; höchstens
freut man sich, wenn sie eine gute Feder verlieren, weil man sie
zum Zeichnen gebrauchen kann.
113. Der Fuchs und der Rabe.
Pin Rabe sab auf einem Baums und hielt ein Stũck
FPleiseh in leinem Schnabel. Der Fuchs sah es und sann darauf,
wie er den Raben betrügen vollte.
„Meilter Rabe,“ fing er an, „ihr habt ein stattliches An-
sohen, ihx seid sehön und stark wie der Adler. Sehade, dab
ihr stumm seid und vicht sehreien könnt wie der Adler.“
Den Raben freutoe die Schmeichelei des Fuchses, und er
dachte: leb will ihm doech zeigen, daß ich nieht stumm bin,
sondern sehreien kann, so gut wie der Adler. Er öffnete seinen
Sehnabel und lieb das Pleisch fallen.
Der Fuchs lief mit dem Pleilche davon, und der Rabe
verfolgto ihn mit kläglichem Gesehrei. Da spottete der Puchs: