452 120. Unsere Kolonien.
regelmäßige Dampferverbindungen mit allen erworbenen Gebieten her-
gestellt.
f. Aenderungen im Kolonialbesitz. 1890 wurde unter
Bismarcks erstem Nachfolger die Grenzen von Ostafrika, Togo und
Südwestafrika mit England vereinbart. Deutschland erwarb die kleine
Insel Helgoland, überlieft aber Uganda an England und verzichtete
auf die wohlbegründeten Ansprüche in Witu- und Somaliland. Das
Deutsch-Ostafrika vorgelagerte Sansibar trat unter englisches Pro-
tektorat. In Südwestafrika entstand der „Caprivizipfel". Im Jahre 1899,
anläßlich des Burenkrieges, wurde durch einen Vertrag mit England
und den Vereinigten Staaten die Samoafrage geregelt. England
zog sich ganz von der Inselgruppe zurück; die beiden Hauptinseln
Savaii und Upolu blieben Deutschland, das dafür die beiden süd-
lichen Salomonsinseln und seine Ansprüche auf die Tongagruppe
an England überließ. Kurz zuvor hatte das Reich von Spanien die
Karolinen und Marianen in der Südsee gekauft (1899).
4. Kiautschou und der Krieg mit China. Deutschland hatte auch
in Ostasien rege Beziehungen, in Japan sowohl wie in China; sein
Handel nach dort nahm beständig zu; aber es fehlte hier ein fester
Stützpunkt. Da geschah es, daß in der chinesischen Provinz Schantung
zwei deutsche Missionare ermordet wurden. Sofort ließ das
Reich im November 1897 den Hafen von Kiautschou durch ein
Geschwader besetzen, und schon im Januar 1898 mußte sich der Kaiser
von China zu einem Vertrage verstehen, wonach die Bucht von
Kiautschou mit der Stadt Tsingtau (im ganzen etwa 400 qkm) mit
allen Hoheitsrechten „vorläufig auf 99 Jahre" an das Deutsche Reich
verpachtet wurde. Das Eindringen der Fremden mißsiel den Chinesen,
und es entstand im Frühjahr 1900 der Boxeraufstand, wobei
30000 einheimische Christen niedergemetzelt und 300 Europäer getötet
wurden. Die chinesische Regierung tat nichts, den Aufstand zu unter-
drücken. Die europäischen Gesandten in Peking waren ihres Lebens
nicht mehr sicher. Da zog man alle verfügbaren Truppen von den
europäischen Schiffen, die sich vor Taku vereinigt hatten, heran.
Während diese auf Peking vormarschierten, wurden die Takuforts
an der Mündung des Peiho von den europäischen Schiffen aus be-
schössen, wobei sich der deutsche „Iltis" unter Kapitän Lans aus¬
zeichnete. Als nun der deutsche Gesandte Freiherr v. Kettler
in Peking ermordet wurde und eine regelrechte Belagerung der
Gesandtschaftsgebäude begann, da sandten alle Großmächte, auch Nord-
amerika und Japan, Geschwader und Truppen nach China, Deutsch-
land allein eine Expeditionskorps von 22 000 Mann; Graf Walder-
fee, der Führer der deutschen Truppen, wurde zum Oberbefehlshaber
aller verbündeten Truppen in China ernannt. Sie zogen in Peking ein;
der kaiserliche Hof floh, und Graf Waldersee nahm im chinesischen
Kaiserpalast Hauptquartier. Die Kämpfe setzten sich fort bis in den
April 1901, bis zum Siege der Deutschen an der großen Mauer. Im
Mai 1901 wurde die Friedensurkunde unterzeichnet, und die deutschen
Truppen kehrten in die Heimat zurück. China mußte zur Sühne einen