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umgeben war, und ließ einen furchtbaren Löwen auf ihn los. Mehrere tausend 
Menschen sahen zu. 
Der Löwe sprang grimmig auf den armen Menschen zu, — blieb aber 
plötzlich stehen, wedelte mit dem Schweife, hüpfte voll Freude um ihn herum 
und leckte ihm freundlich die Hände. Die Leute verwunderten sich und fragten 
den Sklaven, wie das komme? 
Der Sklave erzählte: Als ich meinem Herrn entlaufen war, verbarg ich 
mich in eine Höhle der Wüste. Da kam dieser Löwe winselnd zu mir herein 
und zeigte mir seine Tatze, in der ein scharfer Dorn steckte. Ich zog ihm 
den Dorn heraus, und von der Zeit an versah mich der Löwe mit Wüdbret, 10 
und wir lebten in der Höhle friedlich beisammen. Bei der letzten Jagd wurden 
wir von einander getrennt und beide gefangen, und nun freut sich das gute 
Tier, mich wiederzufinden. 
Alles Volk war über diese Dankbarkeit eines wilden Tieres entzückt und 
rief laut: Es lebe der wohlthätige Mensch und der dankbare Löwel! Der 16 
Sklave ward freigesprochen und reichlich beschenkt. Der Löwe aber begleitete 
ihn vom Richtplatze wie ein zahmes Hündchen und blieb, ohne jemand ein 
Leid zu thun, immer bei ihm. 
Die Dankbarkeit kann wilde Tiere zähmen; 
laß dich, mein Kind, von ihnen nicht beschämen. 
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191. Die Totengräber. 
EE. Wagner.) 
Bei uns giebt's nicht viel grosse wilde Tiere. Die Hasen und Rehe 
schiesst der Juger, und die Köchin brät sie. die werden dann verspeist, ihr 
Pelz wird zu Kleidern benutzt, — da ist nichts mehr zu begraben. Auch 25 
mit den zahmen Tieren ist es ahnlich. Die Kuhe, Schafe und Schweine 
kommen, wenn sie gross und alt genug sind, zu dem Schlächter. Dieser 
verkauft das Fleisch zur Suppe und zum Braten; in die Därme füllt er Wurst, 
aus dem Talg wird Licht und Seife gemacht, aus den FPlechsen und Sehnen 
Leim gesotten. Die Höôrner verarbeitet der Kammmacher und der Horn- 
dreher zu Kämmen und Pfeifenspitzen; selbst die Knochen werden zu 
Messerheften und Schlüsselschildern verwendet oder zu Pulver gemahlen, 
um das Veld damit zu düngen, oder zu Koble gebrannt, um in der Zucker- 
fabrik den dunklen Zucker damit zu reinigen, dass er klar und weils wird. 
Die Haare werden zu Polstern und die Borssten zu Pinseln, Kehrbesen und 
Bursten verwendet; da bleibt auch nichts zu begraben übrig. — In fernen, 
warmen Ländern aber, in denen nicht so viel Menschen leben, giebt's noch 
viels wilde Tiere. Da leben in den Valdern Elefanten, so hoch wie ein 
Zimmer, Kamele, viel grösser wie ein Rind, Hirsche und Gazellen und im 
Wasser machtige Krokodile. Stirbt ein solches Tier im tiefen Walde oder 
auf der weiten, vüsten Ebene, so ist niemand da, der es begrabe. Die 
andern Elefanten betrachten wohl den toten Kameraden, streicheln ihn noch 
ein letztes Mal mit ihren Russeln; dann aber lassen sie ihn liegen und 
wenden sich hinweg. Dazu Kommt nun der heisse Sonnenschein; der bewirkt 
es. dass der Leichnam bald verwest und ringsum die Gegend mit giftiger 46