Full text: Geschichte des klassischen Altertums (Teil 7)

102 Griechische Geschichte. 
Philipps Charakter und Pläne. Sein Plan ging dahin, die Maze¬ 
donier erst zu Herren im eigenen Lande, dann zur Vormacht von Hellas zu 
machen. Die Art der Zeit lehrte ihn die Mittel: rücksichtslose Gewalt ver¬ 
band er mit größter List und Verstellung, mit Gold und Versprechungen 
warb er Anhänger und brach er die Mauern der Festungen. Nach theba- 
nischem Vorbild schuf er ein tüchtiges schweres Fußvolk, das er mit der über 
5 m langen „Sarisse" bewaffnete und als „Phalanx" 16 Mann tief aus¬ 
stellte. Um die Summen zur Löhnung und zu Bestechungen zu erhalten, 
bemächtigte er sich bald des Pangäongebirges bei Amphipolis, das 
jährlich 1000 Talente Goldes einbrachte. 
Befestigung Nachdem Philipp zuerst das Reich von mehreren Thronbewerbern 
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und angedrungenen Fremdlingen befreit hatte, wurde er als König 
anerkannt. Zuerst erstrebte er die Einverleibung des Küstensaumes, 
der mit griechischen Kolonien besetzt war und schon lange die Habsucht 
der Fürsten von Pellet erregt hatte. Er überlistete die Athener, die da¬ 
mals den Bundesgenossenkrieg zu führen hatten, sowie die Olynthier 
und bemächtigte sich der Städte Amphipolis, Pydna und Poti- 
däa. Zugleich legte er zum Schutze der Pangäon-Goldgruben die Feste 
Philipp: an. 
2er dritte Hei- 2. Einmischung in Me griechischen Angelegenheiten. Ehe der Bnn- 
ige desgenossenkrieg (s.S.96) noch beendet war, brachen die phozischen 
Wirren ans. Theben konnte es den Phoziern nicht vergessen, daß 
sie sich am letzten Zuge des Epaminondas nicht hatten beteiligen 
wollen, und so benutzten sie jetzt einen wieder einmal aufgebrochenen 
Streit zwischen der delphischen Priestergemeinde und den Phoziern um 
zweifelhafte Grenzgebiete, um gegen die letzteren einzuschreiten. Daraus 
entstand im Jahre 356 der Phozische oder sog. dritte Heilige 
Krieg1), der fast alle Staaten Griechenlands in seine Kreise zog und 
dem ganzen Lande das schwerste Unheil brachte. Als die Phozier ihren 
Verbündeten, den thessalischen Tyrannen von Pherä, zu Hilse riesen, 
wandte sich der thessalische Adel an Philipp, der schon lange darauf 
wartete, sich als Verteidiger des delphischen Heiligtums aufzuspielen 
(353). Damit kam Thessalien unter mazedonische Leitung. Phi¬ 
lipps Heer war bereits den Thermopylen nahe, da rafften sich die 
Athener auf und versperrten sie mit einer Flotte (352). 
Die athenische 3. Athen. Die athenische Politik war, den Parteiverhältnissen und 
Parteien.bie ^er geringen Macht des Staates entsprechend, schwächlich und schwan¬ 
kend. Unter den bestehenden Parteien hatte diejenige die zahlreichsten 
Anhänger, die, um sich im Besitz und Erwerb nicht gestört zu sehen, den 
Frieden um jeden Preis wollte. Ihnen standen die Anhänger Pho- 
l) Der erste dieser „Heiligen Kriege" zum Schutze des delphischeu National- 
heiligtnmS war zur Zeit und angeblich auf Veranlassung SolonS unternommen 
worden, der zweite zur Zeit des Perikles auf Veranlassung der Spartaner.
	        
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