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Sie aber eilen zitternd,
Um schrecklicher zu büßen,
An ihres Lasters Hand
Hinab ins große Schattenland.
Blinde Nacht' umgeben
Den Sündenracher dort:
Aber er hascht ihr Leben,
Und seine Schlangengeißel
Zerfleischt fie fort für fort.
Da hallen des Elends Lieder
In der Höh' und der Tiefe wieder,
Daß er, der Wirth des Jammers,
Horchend oft inne hielt,
Und grimmiges Erstaunen
Doch nie Erbarmung fühlt!
Karl Friedrich Kreisch mann.
5. Das Grab des Busento.
Nächtlich am Busento lispeln, bei Cosenza, dumpfe Lieder.
Aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wieder!
Und den Fluß hinauf, hinunter zieh'n die Schaaren tapfrer Gothen,
Die den Alarich beweinen, ihres Bolkes besten Todten.
Allzufrüh und fern der Heimath mußten hier sie ihn begraben,
Wahrend noch die Jugendlocken seine Schulter blond umgaben.
Und am Ufer des Busento reih'ten sie sich um die Wette,
Um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette.
In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde,
Senkten tief hinein den Leichnam mit der Rüstung auf dem Pferde.
Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe,
Daß die hohen Stromgewachse wüchsen aus dem Heldengrabe.
Abgelenkt zum zweiten Male, ward der Fluß herbeigezogen:
Mächtig in ihr altes Bette schäumten die Buseutowogen.
Und es sang ein Chor von Männern: ,,Schlaf in deinen Heldenehren!
Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je dein Grab versehren!^
Sangen's, und die Lobgesange tönten fort im Gothenheere;
Walze sie, Busentowelle, walze sie von Meer zu Meere! —
A. von Platen.
6. Muhammed.
^Fast sechshundert Jahre lang hatte das Christenthum segensreich gewirkt und
sich über einen großen Theil Europa's ausgebreitet, besonders unter den Völkern,
welche die Lander des zerstörten oströmischen Kaiserthums in Besitz genommen hat¬
ten, als in Arabien eine neue Religion gestiftet wurde, welche das Christenthum in
Asten und Afrika, wo es am frühesten bekannt geworden war, theils beschrankte,
theils ganz unterdrückte. Der Stifter derselben, Muhammed, behauptete, er sei
ein Abgesandter Gottes und sein größter Prophet, bestimmt, die einzig wahre Re¬
ligion auf Erden zu verkünden. Die Grundlehre seiner Religion ist: „Es ist
Da brausen die Wellen und thürmen
Und Roß und Mann versinkt.
Nun werden seine Wasserraben
Bis zu der nächsten Schlacht
Ein sattes Futter haben!
Und nun, du kleiner Rest, heran! —
Ihr Götter! Wie? Ist es gethan? —
Es ist vollbracht! Kein Römer lebt,
Der nicht mit Fesseln gebunden bebt.
Triumph! Noch eins Triumph! Nun hat
Der Tod gesaet seine Saat!
Drei Legionen liegen, sterben;
Sohn, Bater, Bruder ist hingerafft.
Wir nur, wir sind die Erben
Zu der Verlassenschaft!