v
Horch, horch, horch! Wie klappert jetzt der Storch! Das heißt bei ihm ge—
sungen! Die beiden sitzen warm und fest; noch ist für sie zu groß das Nest, —
bald kommen auch die Jungen!
An einem schwülen Sommertage war das ganze Dorf ausgewandert,
um Getreide zu mähen. Nur die wachsamen Hunde schlichen um die
ihnen anvertrauten Wohnungen. Da schallte auf einmal vom hohen
Kirchturme herab der dumpfe Ton der Sturmglocke. „Feuer! Feuer!“
extönte es bald allerorten, und in allen Gassen sah man die ängstlichen
Dorfbewohner rennen. Ach, dasselbe Haus, das man nach altem Aer—
glauben für bewahrt und beglückt hielt wegen der darauf nistenden Störche,
um dessen Giebel wirbelte jetzt eine rote Flammensäule. Schon stürzen
die Balken ein, und kaum rettet man das Eigentum der Bewohner.
Auf einmal sieht man einen Storch von der Wiese herüberfliegen. Es
ist die Mutter der Kleinen, die auch schon in ihrem Neste von Feuers—
glut und Rauchwolken umgeben sind. Mehrere Male kreist sie ängstlich
um die Qualm- und Glutmassen. Endlich durchdringt sie dieselben, und
bald darauf erscheint sie, ein Junges im Schnabel, und legt dasselbe am
Fuße eines Baumes unweit der rettenden Landleute nieder.
Dann erhebt sie sich wieder, dringt von neuem in die Glut und
kommt abermals, ihr zweites Kindlein im Schnabel, mit versengtem Ge—
fieder zurück. Rasch legt sie dasselbe zu dem zuerst geretteten und bahnt
sich zum dritten Male den Weg durch Rauch und Feuer, um auch die
übrige Brut zu retten. — Vergebens erwartete man sie zurück. Sie hatte
neben den beiden letzten ihrer Jungen den Tod in den Flammen gefunden.
Ein mitleidiger Bauer nahm sich der beiden geretteten Störchlein
an, fütterte sie auf, und noch lange nachher sah man die beiden gezähmten
Sumpfvögel auf dem Hofe des Landmannes zwischen dem Federvieh
einherschreiten.
14. Mürzveilchen.
Maärzenveilchen auf der Au,
bist so schön, so dunkelblau,
blühst am Lühlen Prlenteich,
einsam zwischen Dorngesträuch.
Märzenveillchen im Gefld,
bist der Unschuld sehönes Bild,
zitterst, vonn der laus West
kommt, und wern er dch verläbt.