Balmung, das einst Siegfrieds Schwert gewesen war, über seine
Knie gelegt; als Kriemhilde ihm zurief, er hätte den Siegfried
erschlagen, da sagte er trotzig, ja, er hätte das getan, das möge
rächen, wer da wolle. Kriemhilde fragte, ob man ihr den Nibelungen¬
hort mitgebracht hätte, der ihr gehöre. Da antwortete Hagen, der
läge im Rhein bis zum Jüngsten Tage, wo, das werde er niemals
sagen. Das war so bittere und herbe Rede, daß nur Unheil daraus
entspringen konnte, und die schrecklichste Rache begann. Zwar wollte
Kriemhilde den Hagen allein treffen; aber alle Nibelungen schwuren,
daß sie einander nicht verlassen wollten; besonders gelobte Volker,
der Spielmann von Alzei, er wolle mit Hagen alle Gefahr gemeinsam
bestehen. So kam es zu einem wilden Kampfe, der beim Eintritt
der Dunkelheit erst ruhte, aber am frühen Morgen wieder anhub.
Alle Helden vom Rhein wurden erschlagen, und zuletzt waren nur
noch Günther und Hagen am Leben. Dietrich von Bern, der dem
Etzel untertan war, kämpfte mit Hagen und brachte ihn gebunden
zu Kriemhilde. Sie versprach Hagen, er solle sein Leben behalten,
wenn er ihr sage, wo der Nibelungenhort läge. „So lange einer
meiner Herrn lebt," erwiderte Hagen, „sage ich das nimmermehr!"
Da ließ Kriemhilde ihrem Bruder Günther, der auch gefangen und
gebunden war, das Haupt abschlagen und brachte es dem Hagen.
Jetzt müsse er sagen, wo der Schatz wäre. Hagen aber sagte: „Wo
der Schatz ist, das weiß jetzt nur Gott und ich; du wirst es niemals
erfahren!" — „Dann habe ich nur noch einen Trost," sagte Kriem¬
hilde, „das ist Balmung, das Schwert meines Siegfried, den ich
niemals vergessen kann." Und sie zog das Schwert aus der Scheide;
sie schwang es mit den Händen und schlug Hagen das Haupt ab.
Das konnte der alte Hildebrand, Etzels Dienstmann, nicht ansehen,
daß Hagen, nach Siegfried der stärkste und kühnste Held, von der
Hand eines Weibes wehrlos den Tod erlitten hatte. In grimmem
Zorne sprang er hinzu; es half Kriemhilde nichts, daß sie so ängstlich
schrie; sie sank zu Boden, von Hildebrands Schwert getroffen.
So endete die Liebe mit Leide.
57. iLOVClCU Von Heinrich Heine
1- Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
daß ich so traurig bin;
ein Märchen aus alten Zeiten,
das will mir nicht aus dem Sinn.
2. Die Luft ist kühl, und es dunkelt,
und ruhig fließet der Rhein;