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4. Das Schäschen.
1. Auf dem grünen Rasen,
wo die Veilchen blühn,
geht mein Schäfchen grasen
in dem jungen Grün.
2. Auf der grünen Weide
froh mein Schäfchen springt,
fühlt wie ich die Freude,
die der Frühling bringt.
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3. Wo die Blümchen blinken
an der Quelle Saum,
geht mein Schäfchen trinken,
schläft dann unterm Baum.
Ernst Anschütz.
5. Das Bienchen und die Taube.
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1. Ein Bienchen fiel in einen Bach;
das sah von oben eine Taube
und brach ein Blättchen von der Laube und warfs
ihm zu. Das Bienchen schwamm danach
und half sich glücklich aus dem Bach.
2. Am andern Tag saß unsre Taube
in Frieden wieder auf der Laube.
Ein Jäger hatte schon den Hahn auf sie gespannt.
Mein Bienchen kam. Pick! stach's ihn in die Hand;
puff! ging sogleich der Schuß daneben.
Die Taube flog davon. — Wem dantkte sie ihr Leben?
J. B. Michaelis.
6. Der Wolf und die Ziege.
Eine Ziege stand auf einem hohen Felsen. Ein Wolf sah
die Ziege und wollte sie gerne verzehren. Deshalb rief er ihr
zo freundlich zu: „Komm doch herab; denn hier giebt es viel bessere
Weide.“ — Die Ziege aber merkte, was der Wolf wollte. Sie
sprach: „Mein Leben ist mir lieber als die fette Weide.“