124. Der Regenbogen.
Nach einem furehtbaren Gewitter erschien ein
lieblicher Regenbogen am Himmel. Der Kleine Hein-
rich sah eben zum EPenster hinaus und rief voll Freude:
»Solch wunderschöne Parben habe ich in meinem
Leben noch nicht gesehen. Dort bei dem alten
WVeidenbaume am Bache reichen sie aus den Wolken
bis auf die Erde herab. Gewib tröpfeln alle Blättlein
des Baumes von den schönsten Farben. lech vill
eilonds hin und alle Muschelschalen in meinem Parb—
kastloin damit füllon.«
Erxr sprang, so sehnell er konnte, dem Weiden-
bhaume zu. Alein zu seinem Erstaunen stand der
arme Knabe nun im Regen da und ward nicht das
geringsts von einer Farbe gewahr. Durchnäßt vom
Regen und traurig kehrte er zurück und klagte sein
Mißgeschiek dem Vater
Der Vater Hchelte und sprach: »Diese Farben
lasson siech in keins Schale auffassen; die Regen-
tropfen scheinen nur im Glanze der Sonne eine kleine
Weilo so schön gefarbt hr. gschuid
125. Das Gewitter.
Wenn es im Sommer längere Zeit heiß gewesen, so
entsteht gewöhnlich ein Gewitter. Dicke, schwarze Wolken
steigen auf und breiten sich am Himmel aus Man hört
von ferne den Donner rollen. Es erhebt sich von Zeit zu
Zeit ein leiser Wind, der immer heftiger wird, Staub auf—
jagt und dann plötzlich wieder nachläßt. Indessen kommt
das Gewitter immer näher; es fallen Regentropfen. Ge—
zackte Blitze fahren durch die Luft, immer häufiger und
immer kürzer vor den Donnerschlägen. Wenn Blitz und
Donner fast zu gleicher Zeit erfolgen, so ist das Gewitter
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