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Dutzendteich am 30. Oktober 19
Lieber Heinrich!
Gestern hatten wir einen lustigen Tag. Es wurde
nämlich unser großer Teich gefischt. Das ging so zu:
Erst ließ man das Wasser ablaufen, so daß zuletzt überall
brauner Schlamm hervorsah. Nur an den tiefsten Stellen
war noch ein wenig Wasser. Dahinein zogen sich die Fische
zusammen. Prächtige Karpfen, ein paar Hechte, Schleien
und viele, viele junge Fischlein aller Art waren dicht
aneinander gedrängt. Sie dauerten mich, wie sie so ängst—
lich zappelten und nach Wasser schnappten. Nun stiegen
Männer mit langen Wasserstiefeln in den tiefen Schlamm.
Sie fingen die großen Fische mit den Händen, legten sie
in Körbe und trugen sie damit heraus ans Ufer. Hier
durften wir Knaben die Gefangenen in große Wasserfässer
werfen. Das ging zwar nicht ganz leicht; denn die Fische
waren recht glatt und schnalzten uns öfters aus den
Händen. Aber die Arbeit machte uns doch große Freude,
als wir sahen, wie wohl es den armen Burschen war,
sobald sie wieder in hellem Wasser atmen konnten. Gerne
hätten wir auch etliche Karpfen aus dem Schlamme geholt;
aber mein Vater erlaubte uns das nicht, weil wir uns
dabei zu sehr beschmutzt hätten oder am Ende gar in den
Schlamm gefallen wären. Abends bekamen wir gebackene
Karpfen zu essen. Wie bdiese gut schmeckten! Meine Eltern
werden Euch nächstens zu einem Fischessen einladen. Komme
gewiß mit und laß Dir's dann gut schmecken! Es freut
sich auf Deinen Besuch
Dein
Freund
Max.
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