Full text: Johann Vasmer von Bremen (4)

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fallen mögen, um ihm zu danken; doch Brune wies 
jeden Dank zurück. „Gott sei mit Euch, edler junger 
Herr", sprach er, indem er Heinrich zum Abschied die 
Hand reichte; dann schlich er sich ebenso leise, wie er ge¬ 
kommen war, wieder aus der Thür und war bald im 
Dunkel der Straße verschwunden. 
Zehntes Kapitel: 
Rettungsversuche. 
Der Tonnenmacher Barthold war wie umgewandelt. 
Er, der stets am eifrigsten und wärmsten Vasmer ver¬ 
teidigt hatte, war jetzt der erste, der in das Lager der 
Feinde überging. Schon am Tage nach der Verhaftung 
des Bürgermeisters ging er zu Grumme, streckte ihm die 
Hand entgegen und sagte: „Verzeiht mir, alter Freund, 
daß ich Euch neulich hart anließ, als Ihr in der Bött¬ 
cherherberge gegen den Vasmer sprächet. Ich habe leider 
die Erfahrung machen müssen, daß Ihr Recht hattet, und 
ich Unrecht; denn, wie man sagt, ist es erwiesen, daß er 
Verrat plante gegen den Rat". Grumme, welcher mit 
aufgestülpten Hemdsärmeln, das blitzende Beil in der 
Hand, hinter der Fleischbank stand, traute seinen Ohren 
nicht, als er Barthold so sprechen hörte. Mißtrauisch 
schaute er ihm ins Gesicht; als er aber in das offene 
Auge des Böttchers blickte, da war sein Mißtrauen 
überwunden. Er ergriff deshalb die ihm dargebotene 
Hand, und indem er sie kräftig drückte, sprach er: „Ich 
wußte es wohl, Freund Barthold, daß Ihr zur Einsicht 
kommen würdet. Die Herren vom Rat werden sich 
freuen, wenn sie hören, daß ein so wackerer, tüchtiger 
Bürger und Meister, wie Ihr es seid, es jetzt ebenfalls 
mit ihnen hält". „Ja, ja", sagte Barthold, „Einsicht 
kommt oft über Nacht, besonders wenn man sieht, daß 
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