110
Held, der hieß Polydeukes, der schlug alle zu Boden, die mit ihm einen
Faustkampf wagten. Auch noch viele andere Helden waren dabei, und
alle fuhren mit Jason aus, um das goldene Vließ zu holen.
Da kamen sie mit dem Schiffe nach einem Lande, dessen König
hieß Amykos, und wenn Fremde nach seinem Lande kamen, so mußten
sie mit ihm kämpfen, und er war sehr stark und schlug alle tot. Poly¬
deukes aber warf ihn zu Boden und tötete ihn, denn er war sehr
böse. Danach kamen die Argonauten mit ihrem Schiffe Argo nach der
Stadt Salmydessos, dort wohnte ein König, mit Namen Phineus. Der
hatte Zeus erzürnt; und Zeus, um ihn zu strafen, machte ihn
blind, und wenn er sich zu Tische setzen wollte, um zu essen, so kamen
abscheuliche, große Vögel, die man Harpyien nannte. Diese Harpyien
hatten eine Haut von Eisen, wie ein Panzer, und wenn die Leute des
blinden Phineus nach ihnen schossen oder hieben, so konnten sie sie nicht
verwunden; die Harpyien halten auch große, scharfe, eiserne Krallen,
womit sie die Leute zerrissen, die sie wegjagen wollten. Wenn nun das
Essen aufgetragen war, so kamen sie und schleppten es weg, und wenn
sie nicht alles wegtragen konnten, so beschmutzten sie die Schüsseln und
den Tisch, daß es ganz abscheulich roch. Da nun der arme Phineus
niemals ordentlich essen konnte, so verhungerte er beinahe. Als die
Helden zu ihm kamen, erzählte er ihnen sein Unglück, weinte sehr
und bat sie, ihm doch zu helfen. Die Helden setzten sich mit ihm zu
Tisch, und als das Essen hereingebracht ward, kamen auch die Har¬
pyien hereingeflogen. Jason und seine Gefährten zogen ihre Schwerter
und hieben nach ihnen, das half aber nichts. Die beiden Söhne des
Boreas, Zetes und Kalai's, die Flügel hatten, schwangen sich in die
Luft, da wurden die Harpyien bange und flogen weg, und die beiden
Helden flogen hinter ihnen her. Die Harpyien wurden zuletzt müde
und ganz verängstigt, fielen in die See und ertranken. Da kamen
Zetes und Kalais zurück, und nun hatte der arme Phineus Ruhe und
konnte essen.
Als der Wind günstig war, gingen die Helden wieder auf ihr
Schiff Argo, um nach Kolchis zu segeln, und als sie von Phineus Abschied
nahmen, umarmte er sie und küßte sie und dankte ihnen noch vielmals,
daß sie ihm aus seiner großen Not geholfen hatten, und zum Danke
gab er ihnen einen guten Rat. Aus der See, über die sie segeln
mußten, schwammen zwei Felsen, wie die Eisberge in dem Meer, wo
gar kein Sommer ist, sondern immer Winter. Die Felsen waren hoch,